Der DB Schnüffel-Navigator vor Gericht
Liebe Leute,
die letzten Tage waren der Hammer! Am Montag, 19. Mai war es endlich soweit: Das Landgericht in Frankfurt am Main hat unsere Klage gegen die Deutsche Bahn wegen der Tracker in der DB Navigator App verhandelt. Schon in der Woche vorher war das Medieninteresse riesig, wir hatten alle Hände voll zu tun, Anfragen zu beantworten und Interviews zu geben. Wir sind natürlich auch nach Frankfurt gereist, um bei der Verhandlung dabei zu sein: padeluun als Kläger, ich als Vertreterin von Digitalcourage und dazu unsere beiden großartigen Anwält.innen von Spirit Legal. Der Gerichtssaal war voll besetzt mit Presse, betroffenen Bahnreisenden und technisch Interessierten.
Gleich zu Anfang der Verhandlung haben die Richter die diversen prozesstaktischen Nebelkerzen der Bahn abgeräumt – eine nach der anderen. Und dann ging es ran an das eigentliche Thema: Warum hat die DB in ihre Navigator-App Tracker eingebaut, die die Nutzerinnen und Nutzer nicht abschalten können? Der Trick der Bahn: Sie behauptet einfach, die Tracker seien technisch erforderlich. Wir sagen, die Tracker sind für den Betrieb der App keineswegs notwendig. Durch die Tracker findet ein Datenaustausch mit bekannten Datensammlern wie Adobe, Optimizely und Google statt. Wir finden es nicht in Ordnung, dass die Deutsche Bahn die Reisenden diesen Datenkraken ausliefert. Insbesondere weil es ohne die DB Navigator-App mittlerweile schwer ist, Bahn zu fahren, da andere Informationsquellen über Verspätungen, Wagenstandanzeige am Bahnsteig und auch die Möglichkeit, Fahrkarten im Zug zu kaufen inzwischen von der Bahn abgeschafft worden sind.
Zur weiteren Verhandlung: Wir waren beeindruckt, wie gut die Richterinnen und Richter auf das Thema vorbereitet waren. Sie stellten eine ganze Reihe detaillierter Fragen an die DB, warum sie meinen, dass die Tracker notwendig seien. Am Ende zogen sie sich zur Beratung zurück und verkündeten schließlich, dass sie zwei der drei Tracker kritisch bis sehr kritisch sehen. Für ein endgültiges Urteil wollen sie aber noch einmal technische Sachverständige hinzuziehen. Das heißt, es wird einen weiteren Verhandlungstag in Frankfurt geben, voraussichtlich im Juli.
Wir sind optimistisch, dass wir diesen Prozess gewinnen können. Das hätte Signalwirkung auch an andere Unternehmen, die uns ihre datenhungrigen Apps aufzwingen wollen.
Wir freuen uns über die vielen freundlichen Zuschriften, wir werden auf der Straße angesprochen und das Presseecho ist überwältigend.
Herzlichen Dank an alle, die unsere Klage unterstützen und uns damit ermöglichen, das auch weiter durchzuziehen!
Es grüßen erschöpft, aber glücklich
Rena Tangens
und das ganze Team von ▶︎Digitalcourage
Wir haben das große Presseecho zur Klage gegen die Bahn auf unserem Blog gesammelt: https://digitalcourage.de/blog/2025/medienberichte-zur-db-klage
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Inhalt
1. Digitalcourage auf der re:publica in Berlin
2. Zu: Wo gibt es das Deutschlandticket noch smartphonefrei?
1. Digitalcourage auf der re:publica in Berlin
Unter dem Motto „Generation XYZ“ findet vom 26.-28. Mai 2025 die re:publica in der Station in Berlin am Gleisdreieck statt. Dereinst als Blogger-Konferenz gestartet, ist sie heute eine der größten deutschen Konferenzen zum Thema Netzkultur und Netzpolitik. Da wollen wir natürlich nicht fehlen. Schon im letzten Jahr haben wir uns zur Aufgabe gemacht, dort das Fediverse inhaltlich zu platzieren. Schließlich ist dies der einzige Ort, an dem das sogenannte „Micro-Blogging“ (heute oft „Social Media“ genannt) auf einer freien Plattform stattfindet.
Unsere Fediverse-Station findet Ihr in diesem Jahr am Mittelgang, an der Ecke der Bühne „Lightning Box zwei“. Zusammen mit der Initiative „Save Social“ werden wir dort zeigen, wie öffentliche Kommunikation jenseits der Tech-Giganten aus USA und China funktioniert. Wir stehen dort neben dem wichtigen Thema Fediverse auch zu allen anderen Digitalcourage-Themen als Ansprechpartner zur Verfügung. Gerne auch zu aktuellen Themen wie der Bahn-Klage und unserer Digitalzwang-Kampagne. Wir freuen uns Euch dort zu treffen.
2. Zu: Wo gibt es das Deutschlandticket noch smartphonefrei?
In unserem letzten Newsletter hatten wir Euch um Hilfe für unsere Übersicht zum Deutschlandticket ohne App-Zwang gebeten – und wurden überwältigt von der Resonanz. Zahlreiche Menschen haben uns Informationen zu ihren lokalen Verkehrsverbünden geschickt. Noch immer arbeiten unsere Kolleg.innen daran, die Vielzahl an Zuschriften auszuwerten.
Mit so viel Unterstützung hatten wir wirklich nicht gerechnet. Dafür möchten wir schon jetzt herzlich danken: Vielen, vielen Dank! Denn ohne Unterstützung wäre dieses Projekt nicht möglich. Und es darf gerne so weitergehen! Jede zusätzliche Information hilft uns, die Übersicht weiter auszubauen.
Nun liegt der Ball bei uns: Wir arbeiten mit Hochdruck daran, alle Daten in unsere Liste einzupflegen. Spätestens mit dem nächsten Newsletter werden wir Euch die aktualisierte Übersicht präsentieren können. Bis dahin bitten wir noch um etwas Geduld.
Habt Ihr Hinweise, wo und wie das Deutschlandticket ohne App-Zwang, möglichst datensparsam und analog erhältlich ist? Dann schreibt uns eine E-Mail an: deutschlandticket@digitalcourage.de
Den Aufruf findet Ihr auch auf unserem Blog:
https://digitalcourage.de/blog/2025/aufruf-deutschlandticket-ohne-app-zwang
3. Termine
- Ortsgruppe München
„Digitale Selbstverteidigung – F-Droid und datenschutzfreundliche Apps“
Montag, 26. Mai 2025 (19:00–21:00 Uhr),
JIZ München, Sendlinger Str. 7 (Innenhof), 80331 München - re:publica
Montag bis Mittwoch, 26.–28. Mai 2025, Station Berlin - BigBrotherAwards
Freitag, 10. Oktober 2025 - Chaos Communication Congress
27.–30. Dezember 2025