Zweites Adventstürchen
Überwachungsbasierte Werbung beruht auf der massenhaften Sammlung und Auswertung von persönlichen Daten. Werbeanzeigen sollen dabei möglichst individuell auf jede Person abzielen, damit der Erfolg der Werbung so hoch wie möglich ist. Solche personalisierten Anzeigen findet man online beim Besuch von Websites, die sich über Werbeeinnahmen finanzieren, aber sie können auch durch den Briefkasten geflattert kommen.
Überwachungsbasierte Werbung unterscheidet sich von anderen Werbemodellen, weil es nicht mehr darum geht, einfach nur möglichst viele Menschen mit einer Anzeige zu erreichen, etwa mit einem Plakat an einem gut sichtbaren Ort. Stattdessen soll eine Werbung vor allem den Menschen gezeigt werden, die von dieser Werbung möglichst gut beeinflusst werden könnten. Um diese Zielgruppe zu finden, werden massenweise persönliche Daten über die Nutzer.innen ausgewertet. Das bedroht unsere Privatsphäre und öffnet Tür und Tor für politische Überwachung.
Es gibt aber auch eine Lösung ohne Überwachung, die mindestens genauso effektiv für Werbetreibende ist: Kontextabhängige Werbung. Hier zielen Werbeanzeigen nicht auf individuelle Menschen ab, sondern auf Inhalte. Das bedeutet zum Beispiel konkret: Neben einem Artikel über die besten Wanderrouten in Bayern landet eine Anzeige für Wanderschuhe. Seit 2018 hat beispielsweise die New York Times in Europa auf kontextbasierte Werbung umgestellt, und sie generiert damit sogar mehr Einnahmen als mit personalisierter Werbung.
Hier gibt's mehr zum Thema
Hier wird der Unterschied zwischen personalisierter und kontextabhängiger Werbung wissenschaftlich untersucht: Studie: "The Future of Online Advertising".
Rena Tangens spricht u. a. über Überwachung in der Werbeindustrie in ihrer BigBrotherAward Laudatio, Kategorie: "Was mich wirklich wütend macht".
Edri Report: Targeted Online - An industry broken by design and by default
Electronic Frontier Foundation Report: Behind the One-Way Mirror: A Deep Dive Into the Technology of Corporate Surveillance