Keine guten Nachrichten

Dreiundzwanzigstes Adventstürchen


 


 

Überwachungsbasierte Werbung gefährdet unabhängige Berichterstattung, die gesellschaftliche Funktion des Journalismus, und die Pressefreiheit.

Unabhängigkeit & wirtschaftliche Grundlage
Kostenlose Online-Angebote von privatwirtschaftlichen Medien finanzieren sich überwiegend durch Werbung.¹ Dadurch sind Medienschaffende verstärkt abhängig von der Werbeindustrie. Durch personalisierte Werbung und Tracking kommen außerdem immer weniger Werbeeinnahmen bei den Medienschaffenden an, da ein großer Teil der Einnahmen im System selbst verbleiben: Bei Vermittlungsagenturen, Daten-Dienstleistern und Werbenetzwerken.
Es gibt eine Lösung: Kontextbasierte Werbung macht Zeitungen und andere Medien unabhängig von Tracking-Dienstleistern und sichert Medienschaffenden einen größeren Anteil vom Werbegeld. Die internationale Ausgabe der New York Times setzt seit 2018 kontextbasierte statt personalisierter Werbung ein und hat seitdem höhere Werbeeinahmen.

Gesellschaftliche Funktion
Personalisierte Werbung und Empfehlungsalgorithmen forcieren die Bildung von Filterblasen², in denen parallele Wirklichkeiten entstehen. Jede Filterblase kennt ihre eigenen „alternativen Fakten“ und filtert und verbreitet ihre eigenen Nachrichten. Einen „öffentlichen Diskurs“ miteinander gibt es so kaum noch. Stattdessen wird aneinander vorbei argumentiert, da gar nicht mehr auf dem gleichen Fundament, der gleichen (subjektiven) „Realität“ aufgebaut werden kann. Journalistische Medien können so immer weniger ihre wichtige demokratische Funktion als Informant.innen und Vertreter.innen der gesellschaftlichen Meinung erfüllen.

Pressefreiheit
Die Bildung von voneinander getrennten Filterblasen führt auch zu einer zunehmenden Radikalisierung im Netz. Diese Entwicklung gefährdet die Pressefreiheit, denn sie führt dazu, dass radikalisierte Bewegungen Journalist.innen zu ihrem Angriffsziel machen: Berichterstattung, die nicht der eigenen Wirklichkeit entspricht, wird als Lüge und Verrat bezeichnet. Journalist.innen werden zunehmend bedroht und gewaltsam angegriffen.  Begriffe wie „Lügenpresse“, „Fakenews“ und „Volksverräter“ sollen öffentlichen Medien ihre Glaubwürdigkeit nehmen. Die NGO Reporter ohne Grenzen stuft den Zustand der Pressefreiheit 2021 in Deutschland deshalb nicht mehr als „gut“ ein.


 

¹ Bei manchen Inhalten kann man sich sogar aussuchen, ob man für das Online-Angebot bezahlt oder Tracking erlaubt.
² Wie genau? Nochmal in Türchen 13 nachlesen.

Kathrin Elmenhorst für Digitalcourage, CC-BY 4.0

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Hier geht's zum Bericht von Reporter ohne Grenzen 2021.