Wollen Sie Twitter kaufen?
Liebe Leute,
wollt Ihr Twitter kaufen? Wir haben noch nie Twitter gekauft. Dafür haben wir schon Ende der 80er Jahre dezentrale Kommunikationsnetze aufgebaut:
Es war im Winter 1985 in unserer Galerie: Flimmernde Bildschirme, Freunde haben gerade unsere Telefondose auseinandergeschraubt, ein selbstgebautes Modem pfeift sich eine Verbindung ins Netz und … wir landen im Rechner der Washington Post! Wir waren elektrisiert: Diese neue digitale Welt wollten wir entdecken – und mitgestalten. Wir machten uns daran, dezentrale und demokratische Bürgernetze aufzubauen.
Leider ist davon nicht viel übrig geblieben, seit den 90ern der Kommerz das Netz gekapert hat. Heute gibt es durchgeknallte Milliardäre, die mal eben eine politisch zentrale Kommunikationsplattform kaufen. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass eine lebenswerte Welt im digitalen Zeitalter möglich ist. Aber sie schafft sich nicht von alleine. In den nächsten Monaten können wir viel erreichen. Doch gerade jetzt, wo sich so viele Chancen bieten, wissen wir nicht, wie wir weiterarbeiten können.
Es gibt viel zu tun: Mitte Dezember setzen wir uns bei Digitalcourage zusammen, um das kommende Jahr zu planen, mit unserem Wunschzettel und unserem Kontostand. Welche Themen wir anpacken und ob wir überhaupt arbeiten können, entscheidet Ihr mit Eurer Unterstützung: https://digitalcourage.de/spenden
Nein, Twitter wollen wir nicht kaufen. Wir wollen lieber Plattformen mitgestalten, die Menschen ermutigen, sich zu beteiligen. Und die nicht die Gesellschaft polarisieren, Suchtverhalten erzeugen und uns manipulieren. Deshalb betreiben wir auch eigene Mastodon-Server im Fediverse – einem dezentralen Netzwerk, das von niemandem gekauft werden kann. Wir sind im Fediverse schon lange aktiv und wollen unsere Vorreiterrolle nutzen, um das Netzwerk so aufzubauen, dass es ein freundlicher Ort für echte Kommunikation wird.
Doch wir wollen uns auch auf politischer Ebene für eine lebenswerte digitale Welt stark machen. Einen wichtigen Schritt haben wir in diesem Jahr geschafft: Die Verordnung über digitale Märkte (Digital Markets Act) ist beschlossen und tritt im Frühjahr 2023 in der EU in Kraft. Sie soll die Macht der Internetkonzerne beschränken und erlaubt in letzter Konsequenz auch, sie zu zerschlagen. Andere Auswirkungen des Gesetzes könnt Ihr direkt merken. Hinter dem Zauberwort „Interoperabilität” versteckt sich zum Beispiel Euer frisch gebackenes Recht, von dem Messenger Signal aus Menschen zu erreichen, die nur WhatsApp haben. Jetzt müssen wir – gegen die Macht der Lobbyisten – dafür sorgen, dass dieses Gesetz auch wirksam durchgesetzt wird.
Wenn es sein muss, weisen wir auch den Staat in seine Schranken: Wir führen einen Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Fingerabdruckpflicht im Personalausweis und Verfassungsklagen gegen Staatstrojaner und gegen ein Polizeigesetz – wir haben die Chance, diese Überwachungsmaßnahmen zu kippen. Die Vorratsdatenspeicherung haben wir gemeinsam schon fast erledigt!
Die Bahn macht ihre DB Navigator-App für Bahnreisen zunehmend unverzichtbar. Diese App bedient sich großzügig an den Daten der Reisenden und gibt sie an Tracking-Firmen weiter. Deshalb verklagen wir zur Zeit die Deutsche Bahn für dreistes Tracking in ihrem Schnüffelnavigator.
Ausgerechnet jetzt, wo sich so viele Chancen bieten, wird es eng. Auch wir spüren die Inflation: Gehälter, Miete, Strom, Anwaltskosten, IT-Infrastruktur – alle Kosten steigen. Damit wir weiter arbeiten können, brauchen wir zusätzlich zu unseren regelmäßigen Einnahmen durch Fördermitgliedschaften noch 40.000 Euro Spenden pro Monat.
Helft uns, das zu stemmen – jede Spende zählt.
Unermüdliche Grüße
Rena Tangens & padeluun
P.S.: Unsere Finanzierung steht gerade ernsthaft auf der Kippe. Ihre Spende (egal wie klein oder groß) macht den Unterschied – damit wir im nächsten Jahr weiterarbeiten können: https://digitalcourage.de/spenden
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