„Wir sind die Daten“ - Besuch beim Tag der Medienkompetenz in Düsseldorf

Wir waren am 17. November beim 5. Tag der Medienkompetenz im Landtag NRW. Das Motto war: „Wir sind die Daten“. Ist das so?

Am 17. November besuchten wir den 5. Tag der Medienkompetenz im Landtag Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Grimme-Institut und der Staatskanzlei.

Oliver Keymis, Vi­ze­prä­si­dent des Landtags, der sich über ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis bei der Begrüßung freute und Dr. Angelica Schwall-Düren, Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien NRW, eröffneten die Veranstaltung in einem fast komplett gefüllten Plenarsaal.

Attraktion: Live-Hacking

Nach der Eröffnung zeigte Stefan Tomanek vom (Institut für Internet-Sicherheit der Westfälischen Hochschule)[www.internet-sicherheit.de] mit einem Live-Hacking eindrucksvoll, wie ein einfaches Passwort innerhalb kürzester Zeit gehackt werden kann.
Besonders bei den zahlreich anwesenden SchülerInnen sorgte das für große Augen. Sicher, die Erkenntnis ist nicht neu, wurde aber eindrucksvoll und zielgruppengerecht vermittelt. Stefan Tomanek zeigte auch beispielhaft, was eine unscheinbare App für Gitarrenakkorde im Hintergrund auf unseren Geräten anstellt und welche Daten sie zum Entwickler verschickt. Wer solchen Apps die Zugriffrechte auf sämtliche (sensible) Daten des Smartphones gibt, sollte sich bewusst sein, dass das kostenlose Angebot mit privaten Daten bezahlt wird.
Stefan Tomanek installierte auch einige Live-Hacking WLAN Hotspots mit klebrigen Namen wie „McDonalds“, „Starbucks“ und weiteren üblichen Verdächtigen. Prompt meldeten sich über 80 „bindungsbedürftige“ Smartphones, Tablets und iPods an diesen Knoten an, ohne dass die BesitzerInnen der Geräte sich aktiv eingewählt hatten. Brav übermittelten die Geräte gleichzeitig, nach welchen Netzwerken sie Ausschau hielten, etwa nach dem WLAN des Nivea-Hauses in Berlin.

SchülerInnen gegen Cybermobbing

Besonders begeisterte uns die Neuntklässlerin Louisa von den Medienscouts des Elsa-Brändström Gymnasiums Oberhausen, die auf der Bühne von ihren Erfahrungen und Tätigkeiten zum Thema Cybermobbing an der eigenen Schule erzählte. Vor allem ihre Diskretion und die Selbstverständlichkeit, professionell vor vielen Menschen auf der Bühne zu stehen, waren beeindruckend. Mit jungen Menschen wie Louisa wird die digitale Zukunft ein Vergnügen!

Buntes Lern- und Mitmachangebot

BesucherInnen des Tages der Medienkompetenz konnten zwischen fünf parallelen Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen wählen. Die AG mit dem Titel „Digitale Selbstverteidigung“ leitete Digitalcourage-Mitbegründer padeluun. Leider fiel die Arbeitszeit mit knapp über einer Stunde zu kurz aus.
In der Wandelhalle im Obergeschoss stellten fast 30 ausstellende Institutionen ihre Arbeit und Projekte vor. Es gab zahlreiche Mitmachangebote, beispielsweise Foto-Aktionen, einen Tisch zum Controller bauen und Quizzes. Auch „Die Maus" vom WDR kam vorbei um etwas dazu zu lernen und im „Kino" liefen Kurzfilme rund um das Thema Medienkompetenz in Dauerschleife.

„Aktionen vor Ort“

Neunzehn Abgeordnete des Landes besuchten ausgewählte Einrichtungen in ihren Wahlkreisen. Dazu wurden die Abgeordneten am Tag der Medienkompetenz von Moderator Max von Malotki zu ihren „Aktionen vor Ort“, die Anfang November stattfanden, interviewt. Matthi Bolte von den Grünen besuchte beispielsweise den Verein „Eigensinn“ in Bielefeld.

Paneldiskussion „Wir sind die Daten!"

Nach einer Videogrußbotschaft von Martin Schulz, einem Impulsreferat zu Big Data, Wirtschaft und Gesellschaft vom Leiter des Fraunhofer-Instituts Stefan Wrobel und nach einer Analyse des Umgangs mit Big Data im Computerspiel “Watch Dogs“ vom ComputerProjekt Köln e.V. begann (endlich) die Paneldiskussion.
Die Diskussion stand unter dem Titel „Wir sind die Daten! – Big Data und die Medienbildung“. Sie ließ Beiträge zur Medienbildung, abgesehen von der Teilnahme Daniel Seitz von Mediale Pfade Berlin, aber stark vermissen. Positiv waren jedoch viele, durchaus auch kritische Beiträge und Nachfragen aus dem (nun stark reduzierten) Publikum. Nach einem Schlusswort von Dr. Frauke Gerlach vom Grimme-Institut war der offizielle Teil beendet.

summa summarum

Der fünfte Tag der Medienkompetenz war alles in allem eine nette Veranstaltung, die für ihre Zielgruppe, Medienpädagogen und SchülerInnen sicherlich viel Inspiration und Information lieferte. Vor allem wurde klar, dass wir tatsächlich EigentümerInnen unserer Daten sind und um unsere Privatsphäre kämpfen müssen!