Vertrauenswürdige E-Mail-Anbieter

Wo liegen eigentlich Ihre E-Mails? Das sollte Ihnen nicht egal sein, denn die Anbieter unterscheiden sich stark – gerade beim Datenschutz.

Die E-Mail ist aus dem digitalen Alltag nach wie vor nicht wegzudenken. Fast alle haben mindestens eine E-Mail-Adresse, fast überall im Netz braucht man eine. Im beruflichen Umfeld wie im Kontakt mit Unternehmen, Behörden und Organisationen ist E-Mail das wichtigste digitale Kommunikationsmittel – und eines der unsichersten, wenn man seine Daten nicht schützt. Das gilt nicht nur für den Inhalt von E-Mails, sondern auch für das E-Mail-Konto, denn viele Anbieter verlangen als Gegenleistung für die E-Mail-Adresse persönliche Daten und wissen dann mehr über Sie als nötig.

Solche E-Mail-Anbieter gibt es jede Menge. Wer E-Mails und damit mindestens ab und zu auch sensible Informationen verschickt, sollte sich Gedanken machen, wem er sie anvertraut. Posteo.de und Mailbox.org sind datenschutzfreundliche, sichere Anbieter aus Deutschland, bei denen Sie Ihr E-Mail-Konto mit Geld bezahlen statt mit Daten. Viele der sogenannten Freemailer, bei denen Sie vermeintlich kostenlose E-Mail-Adressen erhalten, durchsuchen nicht nur Ihre E-Mails nach persönlichen Informationen, sondern wissen auch, wann und wie Sie Ihr E-Mail-Konto benutzen. Dieses Wissen ist Gold wert, besonders für personalisierte Werbung. Aber auch hier gilt: „Wenn Sie für ein Produkt nicht bezahlen, sind Sie das Produkt.“

Digitalcourage-Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben.

Schon vor Jahren hat die E-Mail den Brief zahlenmäßig überholt. Allein in Deutschland werden täglich über eine Milliarde E-Mails verschickt. Während kaum jemand jedem x-beliebigen Fremden einen Brief in die Hand drücken und darauf hoffen würde, dass der ihn nicht liest, sondern zuverlässig abliefert, sind wir beim E-Mail-Anbieter lange nicht so misstrauisch. Doch Sie sollten ihn mit Bedacht wählen. Je vertrauenswürdiger er ist, desto weniger Ärger macht er mit Werbung, Werbeprofilen und Scoring.

Deshalb hat Digitalcourage eine E-Mail vorbereitet, die Sie Ihren Freundinnen und Freunden schicken können, um sie für datensicheres Mailen zu gewinnen. Und wer weiß, vielleicht entdecken ja auch Sie noch die eine oder andere Anregung.

Schicken Sie diese E-Mail doch Ihren Freund.innen

Liebe/r ... ,

nervt Dich die viele Werbung und das andauernde Geblinke in Deinem E-Mail-Postfach genauso? Mich stören diese Zeitfresser gewaltig. Mich stört auch, dass meine Post bei web.de, GMX, Outlook und Gmail automatisch ausgewertet werden kann und ziemlich sicher auch wird. Unsere Kommunikation soll doch privat bleiben!

Ich würde noch lieber mit Dir mailen, wenn Dein Anbieter Privatsphäre und Datenschutz ernst nähme. Deshalb hier ein paar Infos zu Gmail, web.de & Co und eine Auswahl alternativer Postfächer.

Wo ist das Problem bei Gmail, web.de & Co?

Gmail zum Beispiel durchsucht automatisiert sämtliche E-Mails, verrät aber nicht, was mit diesen Erkenntnissen geschieht. Brisant ist, dass Gmail auch Mails auswertet, die von anderen Postfachdiensten stammen. Die Datenschnüffelei trifft also nicht nur Leute mit Gmail-Konto, sondern auch alle ihre Kontakte.

Auch hinter Web.de und GMX steht ein Konzern, der Geld verdienen will: die United Internet AG. Unter vielen anderen gehört 1&1 dazu. Diese Dienste nerven beim Mailabruf auf dem Webportal mit oberflächlichen „Nachrichten“, die zum Zeitvertrödeln einladen, wenn sie nicht schon in der Werbeflut untergegangen sind. GMX hat aus gutem Grund im Jahr 2000 den BigBrotherAward in der Kategorie Kommunikation erhalten. Und manch einer ist schon in eine teure Abofalle von web.de und GMX getappt. Echt ärgerlich. Dabei gibt es genügend Anbieter, die es besser machen.

Welche Postfächer haben es richtig drauf?

Die beiden deutschen Anbieter Posteo und mailbox.org bieten werbefreie, datenschutzfreundliche Postfächer. Du kannst sie ohne die Angabe persönlicher Daten einrichten und in deinem Lieblingsmailprogramm oder im Webbrowser abrufen. Kalender und weitere Extras gehören zum Angebot. Wie Posteo und mailbox.org funktionieren, kannst Du kostenlos testen, und eine Umzugshilfe von Deiner bisherigen Mailadresse gibt es auch.
Damit Deine E-Mails auch auf dem Mailserver geschützt sind, solltest Du sie zusätzlich mit PGP verschlüsseln. Da Du wahrscheinlich weiterhin auch unverschlüsselte E-Mails empfängst, bieten Posteo und Mailbox.org etwas ganz Raffiniertes: Wenn Du Deinen öffentlichen PGP-Schlüssel hinterlegst, wird eine eingehende E-Mail auf dem Mailserver automatisch verschlüsselt abgelegt, so dass wirklich nur noch Du sie lesen kannst. Wenn Dein E-Mail-Programm für PGP eingerichtet ist, funktioniert das wunderbar. Zusätzlich kannst Du auch Dein gesamtes Postfach verschlüsseln, so dass niemand hineinsehen kann.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal sind die Transparenzberichte, in denen Posteo und Mailbox unter anderem über Anfragen von Behörden informieren. Lesenswert!

Blick über den Tellerrand gefällig?

Natürlich gibt es noch mehr Anbieter, die einen besseren Job als Gmail, GMX und Co machen, als da wären:

  • Tuta aus Deutschland. Angeboten wird ein anonymes E-Mail-Konto mit hohen Sicherheitsstandards, in dem der Anbieter nicht mitlesen kann. Da Tuta technisch vieles ganz anders macht, kannst Du damit nur im Webbrowser oder mit den Programmen von Tuta mailen. Auch kannst Du nicht einfach so mit Deinen Mails von Tuta umziehen oder Deine Nachrichten mit PGP verschlüsseln. Dafür schreibst Du Dich mit allen, die auch bei Tuta sind, besonders sicher und hast auch einen verschlüsselten Kalender.
  • Proton Mail aus der Schweiz. Du erhältst ein verschlüsseltes Postfach, in dem auch Proton nicht lesen kann. Zwar lässt sich Proton Mail nicht einfach mit jedem Mailprogramm benutzen, aber auf dem PC geht es immerhin mit einer Zusatzanwendung. Außerdem sind E-Mails von Proton Mail zu Proton Mail automatisch mit PGP verschlüsselt, zu anderen Adressen über Umwege ebenfalls. Eine Umzugshilfe gibt es auch.
  • Kolab Now aus der Schweiz. Hier gibt es ähnlich wie bei Posteo und mailbox.org nach einer kostenlosen Testphase kostenpflichtige datensparsame Postfächer. Wenn Du etwas mehr bezahlst, kommt noch ein Kalender dazu, eine Notizverwaltung und vieles mehr. Dafür musst Du aber Englisch verstehen, denn die Weboberfläche gibt es nur auf Englisch.

Ich hoffe, für Dich war etwas dabei, und freue mich auf schöne Elektropost von Deiner neuen Mailadresse.

Dein/e ...

PS: Nein, das ist keine versteckte Werbung. Digitalcourage erhält von den oben genannten Anbietern dafür keinen Cent.

Digitalcourage setzt sich für Ihre Privatsphäre und Ihre Grundrechte ein. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende oder einer Fördermitgliedschaft.

Hinweis: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, auch nicht durch unsere Empfehlungen. Programme können unentdeckte Fehler haben, Datenschnüffeltechniken entwickeln sich weiter. Bleiben Sie aufmerksam!

Wir aktualisieren unsere Texte in unregelmäßigen Abständen. Prüfen Sie das Datum der letzten Überarbeitung unter „Letztes Update“. Sollten Sie Fehler finden, Ergänzungen haben oder Empfehlungen bei Ihnen nicht funktionieren, geben Sie uns Bescheid.