Newsletter vom 01.12.2012

Digitalcourage-Newsletter #27, Dezember 2012

Jetzt noch für die BigBrotherAwards nominieren. Weitere Themen: EU-Datenschutz und Logo-Wettbewerb

Liebe Bürgerrechtsengagierte,

kurz vor Weihnachten quellen unsere Briefkästen und E-Mail-Postfächer über. Zwischen den vielen liebevoll gestalteten Weihnachts-Umschlägen und herzlich geschriebenen E-Mails blitzt hier und da aber auch etwas anderes auf: eine Nominierung für die BigBrotherAwards. Die sind noch bis Jahresende möglich. Wie Sie selbst Datenkraken nominieren können, lesen Sie in diesem Newsletter.

Das ausklingende Jahr ist eine gute Gelegenheit, um uns bei Ihnen und Euch für die Unterstützung zu bedanken – zum Beispiel beim Mensakarten-Projekt. Über 60 Karten erreichten uns, von Hochschulen in Kiel bis Regensburg. Die ersten Ergebnisse stellen wir übrigens auf dem Chaos Communication Congress in Hamburg vor – auch dazu mehr weiter unten.

Viel Spaß bei der Lektüre, einen ruhigen Jahresausklang und ein überwachungsfreies neues Jahr wünscht Ihr Team von Digitalcourage.

1) BigBrotherAwards – Nominieren Sie jetzt

Ein Chef, der heimlich die E-Mails der Mitarbeitenden liest? Politiker, die mehr Videoüberwachung statt besserer Ermittlungsarbeit wollen? Eine Technologiefirma, deren Software soziale Netzwerke nach persönlichen Beziehungen und unerwünschten Meinungen durchsucht? Alle sind potentielle Gewinner der „Oscars für Datenkraken“. Wenn Sie von unrechtmäßiger Überwachung, hinterhältigen Geschäftsbedingungen oder nur vordergründig freundlicher Technik wissen, nominieren Sie sie jetzt für die BigBrotherAwards 2013.

Wenn Sie über Insider-Wissen verfügen, weil Sie vielleicht als IT-Experte gezwungen werden, Überwachungssoftware zu schreiben. Oder weil Sie aus vertraulichen Quellen von einem Datenschutzübergriff einer Behörde wissen. Oder wenn Sie selbst betroffen sind. Dann nominieren Sie und helfen Sie mit, Datenschutzsünder ans Licht zu bringen. Noch bis zum 31. Dezember 2012 können Sie Ihre Vorschläge für die Datenkrake des Jahres einreichen. Digitalcourage sichert Vertraulichkeit zu. Jeder Vorschlag wird kompetent recherchiert. Eine unabhängige Jury aus Vertretern von Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen, Computerexperten, Verbraucher- und Datenschutzorganisationen wird die ärgsten Fälle auswählen.

Auf der BigBrotherAwards-Webseite finden Sie alle notwendigen Informationen, um Ihre Vorschläge auch anonym einzureichen.

Oder als E-Mail: bba@digitalcourage.de
Per Post an Digitalcourage e.V.
Marktstr. 18
33602 Bielefeld

Die Gewinner der vergangenen Jahre finden Sie in unserem Archiv Die Verleihung der BigBrotherAwards findet am 12. April 2013 in Bielefeld statt.

2) Digitalcourage-Logo-Wettbewerb

Ausgedruckt und an die Wand gehängt haben wir die Logos schon. Auch Punkte vergeben und Sympathien zum Ausdruck gebracht – allein, für eine endgültige Entscheidung brauchen wir noch etwas Zeit, denn die vielen Vorschläge sind sehr gut. Den Gewinner oder die Gewinnerin können wir deshalb erst im Januar bekannt geben. Allen, die uns ein Logo eingeschickt haben, möchten wir herzlich für die Unterstützung danken!

3) Großer Wandkalender 2013

Er steht schon im Museum: Im Heinz-Nixdorf-Computermuseum ist er auf einem etwas angegrauten Foto aus den 80er Jahren im Hintergrund der Hackervitrine zusehen. Und dennoch ist unser Wandkalender so aktuell wie nie. Denn die Ausgabe für 2013 können Sie ab sofort im Digitalcourage-Shop bestellen und klein zum selber Ausdrucken.

Traditionell gibt es auch ein Zitat auf dem Kalender. In diesem Jahr lautet es: „Wer den Normen entspricht, kann es sich leisten zu bezweifeln, dass es sie gibt“ (Carolin Emcke).

4) Das Meldegesetz hängt im Vermittlungsausschuss fest

Es ist ein Hin und Her mit diesem Meldegesetz. Ganz schnell hat es den Bundestag passiert, doch jetzt hängt es fest. Der Bundesrat hat es abgelehnt. Dazu haben wir als Bündnis „Meine Daten sind keine Ware“ zusammen mit Campact, dem vzbv und der DVD maßgeblich beigetragen. Danke an alle, die uns dabei unterstützt haben!

Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat hat es daraufhin im Dezember in eine extra Arbeitsgruppe verwiesen. Die tagt erst im nächsten Jahr und lässt nichts Gutes erahnen: Ihr gehören Hardliner wie zum Beispiel Hans-Peter Uhl an. Es wird nicht einfach, diese Politiker zu überzeugen, dass Meldedaten nicht den Lobby-Interessen der Werbewirtschaft geopfert werden dürfen. Denn die wollen um jeden Preis verhindern, dass die verbraucherfreundliche Einwilligungslösung (Opt-in) zum Standard wird. Wir bleiben dran.


Hartnäckigkeit braucht Geld: Das Meldegesetz ist nur eines von vielen Beispielen, bei dem wir hartnäckig bleiben müssen, um unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen. Helfen Sie uns, das Meldegesetz gegen Lobbyinteressen zu schützen


5) Datenschutz für Europa

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die große Wirkung entfalten. Wie zum Beispiel bei den kleinen Textänderungen, die sich in die Datenschutzverordnung der EU einschleichen sollen, wenn es nach dem Willen des EU-Industrie-Auschusses im Parlament ginge. Die Änderungen würden den Vorschlag deutlich verwässern: Firmen könnten sich Einwilligungen erschleichen, Dritte könnten legal unsere Daten verarbeiten, sogar für Zwecke, die ursprünglich gar nicht vorgesehen waren. Das wollen wir verhindern! In den letzten Wochen haben wir in Brüssel und auf dem CDU-Parteitag in Hannover mit Vertretern aus dem EU-Industrie-Ausschuss und weiteren Parlamentariern gesprochen, um ihnen unsere Vorstellungen eines wirkungsvollen Datenschutzes darzulegen. Und dazu gehören ganz klar explizite Einwilligungen, keine voreingestellten Häkchen und Zweckbindung bei der Datenverarbeitung. Unsere Positionen und ausführliche Stellungnahmen finden Sie hier:

6) Chaos Communication Congress 27. – 30.12. in Hamburg

„Not my Department“ – mit diesem Motto steht der Chaos Communication Congress in Hamburg schon in den Startlöchern. Am 27. Dezember geht es los. Die Verlegung von Berlin nach Hamburg bringt den großen Vorteil mit sich, dass der Veranstaltungsort größer ist und es genügend Karten für das große Hackertreffen gibt: https://events.ccc.de/congress/2012/wiki/Tickets Es wird einige Vorträge aus dem Digitalcourage-Umfeld geben:
Update: Die Vorträge sind im Youtube-Channel von digitalcourage (https://youtube.com/digitalcourage) abrufbar

  • Rena Tangens und Katharina Nocun über das Meldegesetz (28.12., 11:30 Uhr)
  • Nuit und Rena Tangens zur Sicherheit von RFID-Mensa-Karten (29.12., 21:45 Uhr)
  • Rena Tangens und padeluun über RFID-Schnüffelchips in Textilien (28.12., 21:45 Uhr)
  • Leena Simon über Technikpaternalismus (29.12., 18:30 Uhr)

und im Lightning-Talk einen Workshop zum Lichtbildausweis von Brenno de Winter und padeluun. Der Ausweis hatte im August einen Skandal in den Niederlanden verursacht.

Auch mit einem großen Shop-Stand werden wir vor Ort sein und einen Haufen T-Shirts, Bücher, Nerdware, Gadgets und Lichtbildausweise mitbringen.

7) Neues aus dem Shop

Der ICE von Köln nach Berlin, vollbesetzt am Freitagnachmittag. Gegenüber ein netter Herr, der seit Wuppertal ununterbrochen telefoniert, an Konzentration auf das eigene Buch ist nicht zu denken. Um in solchen und ähnlichen Situationen das Gegenüber in Zukunft diskret auf die Störung aufmerksam machen zu können, gibt's jetzt etwas im digitalcourage-Shop: unsere „Telefonkärtchen“. Einfach dem Vieltelefonierer zustecken und mit einem charmanten Spruch auf die Störung hinweisen.

Malkreide weckt Kindheitserinnerungen. Wir haben sie jetzt zum Sprühen. Funktioniert wie Sprayfarbe, ist aber abwaschbar. Dose schütteln, malen und beim nächsten Regen ist das Kunstwerk wieder weg. Übrigens, Überwachungskameras sollte man damit nicht zusprühen, das wäre mindestens eine Ordnungswidrigkeit, auch wenn die Kamera dann beim nächsten Regen wieder alles sieht – aber gerade im Sommer könnte das ja schon mal dauern... https://shop.foebud.org/spruehkreide-/-markierungsspray.html

8) Termine
  • 27.-30. Dezember 2012: Chaos Communication Congress in Hamburg

  • 31. Dezember 2012: Einsendeschluss der BigBrotherAwards-Nominierungen

  • 12. April 2013: Verleihung der BigBrotherAwards

  • 3.–5. Mai 2013: Aktivcongress in Hattingen

9) Spenden

Unterstützen Sie unseren Einsatz für Datenschutz, Bürgerrechte und eine lebenswerte Welt im digitalen Zeitalter mit einer Spende! Denn die Arbeit von digitalcourage kostet Geld: Auch kleine Beträge – 10 oder 20 Euro pro Monat – helfen uns, weiter unabhängig arbeiten zu können. Besonders regelmäßige Spenden unterstützen unsere langfristige Planung. Digitalcourage ist als gemeinnützig anerkannt und schickt jeweils zum Anfang des kommenden Jahres eine Spendenquittung.

Spendenkonto: 2129799
Sparkasse Bielefeld
BLZ 48050161

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