Buch-Aktion: Snowden, GRM und Digitale Ethik
Sie wissen nicht so recht, welches Buch Sie aussuchen sollen? Digitalcourage-Teammitglieder haben in kurzen Berichten aufgeschrieben, was jedes der Bücher bietet.
Mitmachen ist ganz einfach
Informiert gern eure Bekannten und Freund.innen über diese Aktion!
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„Welches Buch soll ich nur nehmen?“ – Eine Entscheidungshilfe
Detlev Sieber schreibt über Snowdens „Permanent Record“, Rena Tangens über Bergs „GRM – Brainfuck“ und Spiekermanns „Digitale Ethik“.
Eine Entscheidungshilfe, für alle, die noch nicht sicher sind, welches Buch sie aussuchen sollen.
Sarah Spiekermann: Digitale Ethik – Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert
Nein, dieses Buch ist nicht für Unternehmen geschrieben, die sich ein ethisches Feigenblatt geben wollen, um dann noch mehr Geld mit unethischen Geschäftsmodellen zu machen. Sondern es ist ein Buch für uns alle. Sarah Spiekermann lässt elegant die heiße Luft aus einigen Silicon-Valley-Denkblasen und bringt uns zurück auf die Dinge, die für ein gutes Leben wichtig sind. Denn Effizienz und Geld sind kein Wert an sich. Sie macht Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, macht Mut zur Veränderung und gibt konkrete Hinweise, was jede und jeder von uns tun kann.
Edward Snowden: Permanent Record
Juni 2013, ein Paukenschlag: Der Guardian veröffentlicht die Enthüllungen des damals 29 Jahre alten Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden. Was zuvor nur als Vermutung kursiert ist, vielfach als Verschwörungstheorie abgewertet, wurde plötzlich zur Gewissheit: die westlichen Geheimdienste NSA & Co. haben ein System der Massenüberwachung aufgebaut. Ein System, in dem jede unserer Lebensregungen aufgezeichnet wird und dauerhaft ausgewertet werden kann.
Snowden wollte sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellen, sondern seine Enthüllungen für sich sprechen lassen. Trotzdem – oder deswegen? – haben der oscarpämierte Dokumentarfilm „Citizenfour“ von Laura Poitras wie auch der Spielfilm „Snowden“ von Oliver Stone großes Interesse an ihm und auch Bewunderung für ihn geweckt.
Mir blieben damals viele Fragen: Wie schafft es ein Geheimdienst, sich so einen begabten Hacker als Mitarbeiter zu angeln, warum geht so jemand wie Edward Snowden vorher freiweillig zur Armee, wie hat er sein politisches Bewustsein entwickelt, was geht in so jemand vor?
Im Exil in Russland hatte Snowden genügend Zeit, seine Antworten auf solche Fragen vorzubereiten. Denn Edward Snowden ist ursprünglich kein Schriftsteller. Sein Werkzeug waren nicht Texte, die andere Menschen lesen sollten, sondern er war ein Hacker, der Code geschrieben hat. Das literarische Schreiben hat er sich für dieses Buchprojekt beigebracht.
„Permanent Record“ besteht aus drei Teilen: Im dritten Teil geht es um Snowdens Whistleblowing-Projekt und was daraus wurde.
Der zweite Teil handelt von seiner Karriere bei der NSA und der aufkeimenden Erkenntnis, dass in diesem System etwas nicht stimmt. Zuletzt schlägt er hier einen Bogen von seiner eigenen Lebenssituation zur Situation der Welt.
Im ersten Teil beginnt Edward Snowden mit der Beschreibung seiner Kindheit und Jugend – wie er zum Hacker und zum Computerfreak wurde und welche Offenbarung das Internet für ihn in seiner Jugend in den 90er Jahren war. Wie er – ohne richtigen Schulabschluss – seinen beruflichen Werdegang beim Staat beginnt. Und wie er am 11. September 2001 den kollektiven Schock der „Intelligence Community“ erlebt. Was mich persönlich an diesem ersten Teil des Buches besonders fasziniert hat, ist sein Spiel mit Sprache: Er beginnt seine Erzählung in der Ausdrucksweise eines 15-jährigen, der von seiner Kindheit als 6-Jähriger erzählt. Und während man sein Leben verfolgt, verändert sich beinahe unmerklich auch sein sprachlicher Ausdruck, lässt uns Leser teilhaben an der Reifung seiner Persönlichkeit.
Vorangestellt ist ein Vorwort, das alleine schon lesenswert ist, weil er dort seine Überzeugungen erläutert. Snowden hat das Gewissen des Internet neu justiert. Dies ist ein wirklich lesenswertes Buch.
Sibylle Berg: GRM – Brainfuck
„GRM“ steht für „Grime“. Das ist ein Musikstil aus England – roh, aggressiv und düster. Und genauso ist auch die Kindheit der Kids aus Rochdale, die diese Musik hören. Sie gehen nach London und verbünden sich mit einer Gruppe Hackern, um Rache zu nehmen für alles, was ihnen angetan wurde. In England ist die neoliberale Härte uns schon ein Stück voraus, dieses Buch dreht sie noch etwas weiter in die Zukunft. Grundeinkommen gegen Einpflanzen eines Chips. Sibylle Berg schreibt brillant, unprätentiös, hart. Das Buch liest sich wie im Rausch. Und danach wissen wir bei Digitalcourage wieder, warum wir uns die Kante geben: Damit die hier beschriebene Gesellschaft nicht wahr wird.