Nach Anzeige von Digitalcourage: Real stoppt Gesichtserkennung, die Post AG muss nachziehen

Die Real SB-Warenhaus GmbH hat die umstrittene Analyse von Gesichtern ihrer Kundinnen und Kunden eingestellt. Die Entscheidung ist eine Reaktion auf eine Strafanzeige von Digitalcourage und auf eine wochenlange öffentliche Diskussion. Die Deutsche Post AG, die ebenfalls Gesichtserkennung in einigen Filialen testet, hat auf die Strafanzeige bislang nicht reagiert.

P r e s s e m i t t e i l u n g
Bielefeld, 28.6.2017

Real stoppt die Gesichtsanalyse in ihren Supermärkten
Deutsche Post hat auf Strafanzeige von Digitalcourage noch nicht reagiert

Die Real SB-Warenhaus GmbH hat die umstrittene Analyse von Gesichtern ihrer Kundinnen und Kunden eingestellt. Die Entscheidung ist eine Reaktion auf eine Strafanzeige von Digitalcourage und auf eine wochenlange öffentliche Diskussion. Die Deutsche Post AG, die ebenfalls Gesichtserkennung in einigen Filialen testet, hat auf die Strafanzeige bislang nicht reagiert.

„Ich gehe davon aus, dass die Rechtsabteilung von Real unsere Strafanzeige genau angesehen und die Substanz dahinter erkannt hat. Sie haben gesehen, da ist ein Punkt und daraufhin haben sie ihr Gesichts-Analyse-Projekt zurückgezogen. Wenn das mit fehlender Kundenakzeptanz begründet wird, ist es PR-Taktik“, sagt padeluun, Gründungsvorstand von Digitalcourage.

Am 20. Juni 2017 hatte Digitalcourage Strafanzeige gegen Real und die Post erstattet, weil in Test-Filialen der beiden Unternehmen die Gesichter von Kundinnen und Kunden nach Alter, Geschlecht und Blickkontakt zum Werbebildschirm analysiert wurden. In 40 Real-Märkten wurde seit Herbst 2016 ein System der Augsburger Echion AG getestet, mit dem das Verhalten von Kundinnen und Kunden analysiert wird.

„Wenn wir uns nicht wehren, wird in Zukunft unsere Körperhaltung, unsere Kleidung, unsere Mimik und die Qualität unserer Haut analysiert. Das dürfen wir nicht zulassen, sonst wird die Überwachung durch Unternehmen weiter um sich greifen“, sagt Kerstin Demuth von Digitalcourage. „Der Einzelhandel sollte sich darauf konzentrieren, mit Waren zu handeln und nicht mit den Daten seiner Kundinnen und Kunden. Marketing und Manipulation nach mutmaßlichem Geschlecht und Alter ist schlimm genug. Wenn wir jetzt nichts dagegen tun, werden wir bald digital durch den ganzen Laden verfolgt. Dann kommen Kundenprofile und Preisdiskriminierung.“

Digitalcourage hatte Kundinnen und Kunden dazu aufgerufen, die Real-Filialen zu finden, in denen der Gesichtsscan zum Einsatz kam. Von der Post ist bisher nur bekannt, dass sich die Testfilialen in Köln, Berlin, Hamburg, München und im Raum Augsburg befinden sollen.

„Der Rückzug von Real ist ein Erfolg für Digitalcourage und zeigt, dass öffentlicher Druck wirkt“, sagt Kerstin Demuth von Digitalcourage. „Jetzt muss die Post nachziehen und ebenfalls ihre Gesichtsanalyse einstellen.“

Die Volltexte der Anzeigen finden Sie auf unserer Website im PDF-Format:
https://digitalcourage.de/blog/2017/gesichtsanalyse-bei-post-und-real-wir-stellen-strafanzeige

Pressekontakt:
Digitalcourage e.V., Kerstin Demuth, padeluun
Tel: 0521 1639 1639
presse@digitalcourage.de
digitalcourage.de

Weitere Informationen:
• Gesichtsanalyse bei Post und Real – Wir stellen Strafanzeige:
https://digitalcourage.de/blog/2017/gesichtsanalyse-bei-post-und-real-wir-stellen-strafanzeige
• Etappen-Sieg: Real gibt auf, die Post muss nachziehen!
https://digitalcourage.de/blog/2017/etappen-sieg-real-gibt-auf-die-post-muss-nachziehen
• Gesichtserkennung bei Real und Post: Helft mit, die überwachten Filialen zu finden!
https://digitalcourage.de/blog/2017/gesichtserkennung-bei-real-und-post-helft-mit-die-ueberwachten-filialen-zu-finden