Public Domain 157 - Data Mining
Firmen wie Facebook, Google und andere werden diesem Satz applaudieren, denn die Privatsphäre steht ihren Geschäftsmodellen und Börsenkursen im Wege. Am besten wäre, jeder schaffte seine "Privacy" freiwillig ab - die erwähnten Firmen helfen dabei gern. Denn wer nichts zu verbergen hat ...
Unsere Vorstellung von Datenschutz entspricht der Lebenswelt der 70er Jahre und Szenarien, wie sie George Orwell bereits 1948 in seiner Negativ-Utopie "1984" entwickelte. Da ging es vor allem darum, die Bürger gegen ein übersteigertes Interesse des Staates zu schützen, der zum Beispiel mit Volkszählungsfragebögen in der Hand an die Haustür klopfte. Das ist gesellschaftlich und auch technisch schlicht überholt.
Heute werden von Behörden und Firmen riesige Mengen an Daten aus dem Internet, Sensornetzen, Telephonnetzen und Firmendatenbanken zusammengetragen und verknüpft. Man versucht, Entscheidungsprozesse zu 'optimieren', also kostengünstig zu automatisieren:
Ob wir in ein Flugzeug einsteigen dürfen, eine Versicherung oder einen Kredit bekommen (und falls ja, zu welchem Preis), das entscheiden nicht mehr Menschen, sondern Programme, Scoring-Algorithmen. Einspruch dagegen ist unmöglich. Denn die zu Grunde liegende Datenlage und die Entscheidungslogik sind Betriebsinterna, also geheim (oder von angeblich nationaler Bedeutung, also ebenfalls geheim).
Warum wir unser Verständnis von Datenschutz und Privatsphäre ändern, nämlich modernisieren müssen, darüber spricht Alexander Markowetz (Juniorprofessor für Informatik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn) am 30. Mai im Rahmen der FoeBuD-Veranstaltungsreihe PUBLIC DOMAIN.
Im ersten Teil seines Vortrages wird Prof. Alexander Markowetz grundlegende Algorithmen des Data Mining erläutern. Jene Algorithmen, mit denen aus großen Datenmengen Informationen werden, und die für sich weder gut noch böse sind.
Im zweiten Teil geht es um deren Anwendung: Verschiedene "Datenkraken" werden vorgestellt, und es wird beleuchtet, wie solche Algorithmen missbraucht werden können, um uns unserer Entscheidungsfreiheit zu berauben.
Der Vortrag ist für interessierte Laien geeignet. Es sind keine Mathematikkenntnisse nötig.
Sonntag, 30.05.2010 ab 15:00 Bunker Ulmenwall
Veranstaltungsende ca. 18 Uhr, Eintritt 5 Euro, Unter 18 Jahre Eintritt frei