Deine Daten – Deine Macht?

Was, wenn wir immer wüssten, wer was über uns weiß. Und vor allem: Wenn wir die Daten, die andere über uns sammeln, immer kostenfrei einsehen könnten, mitnehmen könnten, woanders einstellen könnten.

Was, wenn wir immer wüssten, wer was über uns weiß. Und vor allem: Wenn wir die Daten, die andere über uns sammeln, immer kostenfrei einsehen könnten, mitnehmen könnten, woanders einstellen könnten. Gäbe uns das nicht unsere Souveränität ein Stück zurück? Die Initiative „Free your Data“ will genau das ausprobieren.

Hinter der Initiative steckt die Firma Protonet, die Serverlösungen vertreibt und dementsprechend natürlich auch ein Interesse hat, dass möglichst viele Menschen ihre eigene Cloud betreiben. Aber warum nicht, schließlich ist Dezentralität ja gerade im zentralen Internet ein Ansatz, den wir schon länger begrüßen.

Und die Initiatoren um Ali Jelveh wissen, wovon sie sprechen: „Daten sind das neue Öl“ – und natürlich ist die Datenindustrie mittlerweile eine Multimilliarden-Dollar-Industrie, wie es auf der „Free your Data“-Kampagnenseite heißt. Deshalb wollen die Macher von „Free your Data“ einen neuen Ansatz gehen und die Daten sozusagen „befreien“. Ihre Kernforderung:

The European Data Sovereignty Act
Any company with more than 1 million (recurring) users is required to provide a requesting user with all data associated with this user free of charge, without delay and in a machine readable format.

Mehr Souveränität?

Das Interessante dabei: Die Menschen und Kundinnen und Kunden wüssten dann, wer genau was über sie weiß. Das könnte sowohl den Umgang mit den Diensten selbst verändern, als auch unsere Souveränität als Verbraucherinnen und Verbraucher wiederherstellen. Nach dem Motto: „Warum müssen Sie eigentlich so viele Daten von mir sammeln, wenn Sie doch bloß ein Onlineversandhaus sind.“

Auch würde es Überwachung sicherlich für jede einzelne und jeden einzelnen noch begreifbarer machen, wenn etwa Mobilfunkprovider für jeden solche Daten wie bei Malte Spitz und Ton Siedsma zur Verfügung stellen müssten.

Auch ließen sich neue Geschäftsmodelle erfinden und wohl am wichtigsten: Wenn die Daten maschinenlesbar bereitgestellt werden, wäre auch ein Umzug von einem sozialen Netzwerk zum nächsten nicht mehr so schwer und mit komplettem Datenverlust verbunden. Vielleicht würden dann die Lock-In-Effekte aufgetaut und die Marktmacht von Facebook gebrochen.

Risiken nicht vergessen

Natürlich birgt so ein Ansatz auch Risiken: Sicherheitslücken wären dramatisch, weil nicht nur Anmeldedaten abgegriffen werden könnten, sondern eben auch alle Daten, die dahinterstecken. Auch müsste die Frage einer ausreichenden Verifikation geklärt werden, wer wirklich die Daten abrufen darf.

Aber auch im Rahmen der EU-Datenschutzverordnung sollte ursprünglich mal das Auskunftsrecht und die Datentransportabiltät gestärkt werden, bis der Rat es wieder rausgestrichen hat. Vielleicht hilft die Initiative ja, darüber doch noch einmal nachzudenken.


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