Studie: Tinder, Grindr, OkCupid & Co. verletzen Privatsphäre von Nutzer.innen

Die Studie „Out of Control“ belegt die Weitergabe sensibler Daten wie Standort, sexuelle Orientierung, religiöse und politische Überzeugungen. Datenschutzbehörden und Nutzer.innen sollten handeln.

Die Studie Out of Control erklärt wie Tinder, Grindr, OkCupid und zahlreiche andere Apps sensible Daten wie Standort, sexuelle Orientierung, religiöse und politische Überzeugungen intransparent an unüberschaubar viele Drittfirmen weitergeben. Digitalcourage, Digitale Gesellschaft, Deutsche Vereinigung für Datenschutz und das Netzwerk Datenschutzexpertise fordern deutsche Datenschutzbehörden auf, tätig zu werden.

Auf Einladung der Civil Liberties Union for Europe haben zehn Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen in sieben EU-Ländern die Datenschutzbehörden in ihren Ländern aufgefordert, Verstöße gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung durch Smartphone-Apps wie z. B. Grindr, Tinder und OkCupid zu untersuchen.

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Massive Kritik an kommerzieller Datenausbeutung

Friedemann Ebelt von Digitalcourage: „Smartphone-Nutzer haben regelmäßig keine Chance, sich vor den Folgen der Datenausbeutung und der massiven kommerziellen Überwachung zu schützen. Diese Folgen können für den Einzelnen gravierend sein bis hin zu einer Gefährdung von Leib und Leben. Die hochsensitiven Persönlichkeitsprofile haben das Potenzial, die privaten Freiheiten in unserer Gesellschaft zu untergraben“.

Elke Steven von der Digitalen Gesellschaft: „Die Daten der App-Nutzenden werden unter Verletzung der Regeln der Datenschutz-Grundverordnung verarbeitet. Die eingeholten Zustimmungen zur Auswertung sind absolut intransparent und verstoßen zudem gegen nationales und europäisches Verbraucherrecht.“

Frank Spaeing, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Datenschutz: „Die europäischen Datenschutzbehörden müssen dringend schneller und effektiver zusammenarbeiten, um den täglich millionenfach stattfindenden Rechtsbruch zu ahnden und zu beenden. Dafür müssen sie besser als bisher ausgestattet werden.“

Thilo Weichert vom Netzwerk Datenschutzexpertise: „Der augenblickliche Zustand ist nur schwer zu ertragen: Kleinere Verstöße werden derzeit schon wirksam verfolgt. Doch bei den oft dramatischen Verletzungen des Datenschutzes durch internationale Internet-Unternehmen muss sich die Wirksamkeit der DSGVO erst noch erweisen. In dieser Auseinandersetzung gegen die Daten-Goliaths benötigen die Aufsichtsbehörden die Unterstützung der Öffentlichkeit, der Verbraucherschützer und der Politik.“

Datenschutzbehörden sind gefragt

Gemeinsam mit der Digitalen Gesellschaft, der Deutschen Vereinigung für Datenschutz und dem Netzwerk Datenschutzexpertise fordern wir die deutschen Datenschutzaufsichtsbehörden auf, auf der Grundlage der Studie des Norwegian Consumer Council „Out of Control“ gegen App-Betreiber vorzugehen, die ohne wirksame Einwilligung der Nutzenden hochsensible Daten erheben und für Werbezwecke nutzen.

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Beschwerden vom norwegischen Verbraucherschutzverband und noyb

Screenshot von noyb.eu

Die NGO NOYB erklärt: „Der norwegische Verbraucherschutzverband hat, in Zusammenarbeit mit noyb, drei formelle Beschwerden gegen die Gay/Bi-Dating-App Grindr und fünf Adtech-Unternehmen bei der norwegischen Datenschutzbehörde eingereicht. Folgende Unternehmen haben von Grindr Daten erhalten: Twitter`s MoPub, AT&T’s AppNexus, OpenX, AdColony und Smaato. Während die norwegischen Beschwerden einen norwegischen Android-Nutzer betrifft, wird noyb in den kommenden Wochen ähnliche Beschwerden für einen österreichischen iOS-Nutzers bei der österreichischen Datenschutzbehörde einreichen.“

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