Tails, das Betriebssystem für die Hosentasche
Wussten Sie, dass alles, was Sie am Rechner tun, Spuren hinterlässt? Sogar dann, wenn Sie den Browser auf „inkognito“ stellen oder einfach nur eine Datei bearbeiten? Doch Sie können sich unsichtbar machen: mit Tails.
Tails ist ein Betriebssystem auf einem USB-Stick. Es lässt sich auf jedem Rechner ganz einfach starten, ohne dass am Rechner selbst irgendetwas verändert würde. Tails wurde entwickelt, damit man sich im Internet anonym bewegen kann. Edward Snowden hat Tails benutzt, um der NSA zu entgehen. Aktivisten, Journalistinnen, von häuslicher Gewalt Betroffene und alle, für die Privatsphäre überlebenswichtig ist, können ihr Sicherheitsniveau mit Tails beträchtlich erhöhen. In diesem Artikel erfahren Sie, was Tails ist, wie es funktioniert und wie Sie es einsetzen können.
Was ist Tails?
Tails ist die Abkürzung für „The Amnesic Incognito Live System“. Der Name ist Programm:
Live System bedeutet, dass man ein Betriebssystem von einer SD-Karte oder einem USB-Stick starten kann, ohne es vorher auf der Festplatte zu installieren. Weil Tails das vorinstallierte System nicht verändert, wird das Einschleusen von Schadsoftware ins Betriebssystem enorm erschwert. Das vorhandene Betriebssystem braucht nicht angetastet oder gar gelöscht zu werden.
Amnesic (ohne Erinnerung) bedeutet, dass Tails nach jedem Start alles „vergessen“ hat, was auf diesem Rechner zuvor geschehen ist, und wieder die voreingestellte Arbeitsumgebung lädt – also quasi auf die Werkseinstellung zurückgesetzt wird. Aber keine Sorge: Grundeinstellungen und vorinstallierte Programme sind durchdacht, Sie können direkt loslegen.
Incognito bedeutet, dass Tails auf dem Rechner keine Spuren hinterlässt. Das Programm legt keine Daten auf der Festplatte ab, sondern verwendet ausschließlich den Arbeitsspeicher. Daneben anonymisiert es jede Verbindung ins Internet über das Tor-Netzwerk.
Sicherheit
Tails hat viele Sicherheitsmaßnahmen eingebaut. Beispielsweise ist der Browser so konfiguriert, dass er keinen Fingerabdruck hat. Die Uhrzeit ist bei allen Tails-Systemen auf Greenwich-Zeit eingestellt.
Der Browser ist bei Tails besonders streng konfiguriert. Weil manche Websites deshalb nicht richtig funktionieren, liefert Tails auch einen „unsicheren“ Browser. Das ist ein ganz normaler Firefox ohne Sicherheitseinstellungen. So können Sie selbst entscheiden, ob Sie eine Seite trotzdem besuchen, dann aber mit geringerem Schutz. Darüber hinaus blockiert Tails Verbindungen außerhalb des Tor-Netzes, zum Beispiel wenn eine Anwendung nachinstalliert wird. Installieren sie weitere Software nur, falls dies unbedingt erforderlich ist und Sie dem Anbieter vertrauen.
Tails stellt regelmäßige Updates zur Verfügung. Es ist wichtig, diese konsequent zu installieren.
Sogar auf unsicheren Rechnern, zum Beispiel auf von Viren oder Trojanern befallenen, lässt sich Tails sicher verwenden,
- wenn es dort nur benutzt wird, aber nicht installiert, und
- wenn Hardware oder BIOS nicht beschädigt sind.
Auch Tails bietet keine hundertprozentige Sicherheit. Es verhindert erst recht nicht, dass Sie selbst es sein könnten, der sensible Daten preisgibt.
Tails herunterladen und benutzen
Die jeweils aktuelle Version von Tails können Sie auf der Projektseite herunterladen. Die Seite ist sehr gut gepflegt und bietet Tipps und Anleitungen in (weitgehend) deutscher Sprache. Neben der Anleitung, wie man Tails auf einem USB-Stick einrichtet, gibt es Hinweise zum Benutzen, die besonders dann wichtig sind, wenn Sie auf gar keinen Fall erkannt werden dürfen. Auch bei Tails hängt die Sicherheit stark davon ab, wie man es einsetzt.
Eine ausführliche deutschsprachige Anleitung für Tails hat die Aktivist.innengruppe capulcu veröffentlicht. Sie wird regelmäßig aktualisiert und kann entweder als PDF heruntergeladen oder als Broschüre in unserem Shop bestellt werden.
Komfort
Tails lässt Ihnen Spielraum, sich zwischen mehr Komfort und mehr Sicherheit zu entscheiden.
Wer zum Beispiel die Druckereinrichtung und das WLAN-Passwort nach dem Start nicht jedes Mal neu einrichten möchte, kann sie dauerhaft speichern. Dafür hat Tails einen verschlüsselten „persistenten“, also gesicherten Bereich. Was Sie darin speichern, ist auch bei einem Neustart von Tails noch vorhanden. Auch den Passwort-Manager oder Ihre eigenen Dateien können Sie dort ablegen. Aber Vorsicht: Im persistenten Bereich fügen Sie dem System persönliche Informationen hinzu, was dem grundlegenden Sicherheitsgedanken von Tails widerspricht. Ob das nicht doch zu riskant ist, ist sorgfältig abzuwägen.
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