Eulenspiegel gegen Gesichtserkennung
Eulenspiegel war nicht nur ein Sprachkritiker aus dem Braunschweiger Land, der anderen belehrende Streiche spielte. Für uns war Eulenspiegel auch ein Anarchist, der ein unangepasstes Leben führte und dadurch oft Mächtigen und Herrschenden ihre Grenzen aufzeigte. Diese Unangepasstheit ist für uns ein Wert an sich, der für ein demokratisches Gemeinwesen unverzichtbar ist.
Biometrische Massenüberwachung ist hingegen ein Instrument der Kontrolle und Disziplinierung. Der überwachte Mensch kann nicht mehr frei handeln. Er passt sich an und wird berechenbar. Biometrische Massenüberwachung ist (auch) ein Baustein zum Social Scoring, das Menschen zu bloßen sozialen Zuverlässigkeitsmaschinen erniedrigt. Lebendige Gesellschaft und Demokratie können so nur verlieren. Ein Leben Eulenspiegels wäre in einer #PaperBagSociety nicht möglich.
Der Eulenspiegelbrunnen in Braunschweig wurde 1906 errichtet. Arnold Kramer gestaltete den Brunnen, der durch den jüdischen Bankier Bernhard Meyersfeld in Auftrag gegeben worden war. Der Brunnen gibt eine Anekdote wieder, bei der Eulenspiegel einen Braunschweiger Bäcker durch dessen unvorsichtige Wortspiele um einen Tagesgewinn bringt.
Die ungewöhnliche Darstellung zeigt Eulenspiegel ohne Narrenkappe bequem sitzend und locker die Pantoffeln an den Füßen schwingend. Das offene und freundliche Gesicht ist den Besuchenden zugewandt - in Vielem ist diese Pose das Gegenteil der Darstellung von Macht und Herrschaft. Die Höhe des Brunnens, die das menschliche Maß nicht übersteigert sowie die fehlende Narrenkappe, die verhindert, dass die Figur zum leeren Symbol wird, drücken Menschlichkeit aus. Es ist eine Pose des offenen, demokratischen Dialogs. Es ist eine Absage an Hierarchien und Kontrolle. Eulenspiegel würde #ReclaimYourFace unterstützen.
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Digitalcourage-Ortsgruppe Braunschweig