Digitalzwang bei Bahncards

Ohne Kundenkonto kein günstiges Ticket

Die Bahn zwingt Bahncard-Kund.innen ein Online-Kundenkonto auf. Angeblich zum Wohle der Umwelt. Oder geht es doch um etwas ganz anderes?

„Um gemeinsam mit Ihnen unserer Umwelt Gutes zu tun, werden wir künftig auf Plastik bei der BahnCard verzichten …” So hat die Bahn eine E-Mail eingeleitet, die Anfang März 2024 viele Bahncard-Kund.innen bekommen haben. Die Schlussfolgerung aus dem Plastiksparenwollen lautet bei der Bahn: Die Bahncard gibt es nur noch mit einem Online-Kundenkonto. Ohne Account kein günstiges Ticket, heißt das also.

Eigentlich wollte die Bahn ihre BahnCard-Rabattkarten sogar in Zukunft ausschließlich über die eigene App anbieten. Ja, richtig: genau die App, gegen die Digitalcourage gerade klagt, weil sie voller Tracker ist, die munter Daten an andere Konzerne weitergeben. Dagegen hat es massive Proteste gegeben. Wir haben uns in der Presse deutlich gegen die entgleiste Digitalzwang-Strategie der Bahn ausgesprochen. Und sehr viele Menschen haben uns ihren Frust darüber mitgeteilt und uns ihre Beschwerden an die Bahn weitergeleitet. Daraufhin ist die Bahn immerhin ein kleines Stück zurückgerudert – statt App soll in Zukunft auch ein Ausdruck der Bahncard-Informationen akzeptiert werden. Der dicke Haken dabei: Der Ausdruck soll nur online und mit einem Online-Kundenkonto zu bekommen sein. Wir haben das Umweltschutz-Argument von Anfang an für ein löchriges Feigenblatt gehalten. Denn die Deutsche Bahn hätte zahlreiche andere Optionen, wenn es ihr wirklich um Umweltschutz ginge: Es gibt mittlerweile plastikfreie Karten. Die Bahn könnte die Karten so gestalten, dass sie über viele Jahre hinweg genutzt werden können. Oder die Bahncard könnte in Form eines QR-Codes ausgegeben werden, der auf unterschiedlichen Wegen vorgezeigt werden kann: Auf einem beliebigen Bildschirm mit einem beliebigen Programm. Oder als Ausdruck, den Menschen am Schalter oder Automaten bekommen könnten. Es gäbe viele Möglichkeiten für eine ressourcensparende Digitalisierung von BahnCards und Tickets, bei der Kund.innen trotzdem eine Wahl haben. Stattdessen will die Bahn uns dazu nötigen, den DB Schnüffel-Navigator zu benutzen. Der übrigens nur mit einem aktuellen Smartphone-Betriebssystem funktioniert, was ein Problem für alte Smartphones ist. Sich regelmäßig ein neues Smartphone kaufen zu müssen, passt allerdings nicht so recht zu dem Wunsch der Bahn „unserer Umwelt Gutes zu tun”.
Warum die Bahn außerdem unbedingt möchte, dass möglichst viele Menschen ein Online-Kundenkonto bei ihr haben, erklärt sie selber in ihren AGBs unter der Überschrift „Wozu dient das Kundenkonto?” Dort steht: „Im Rahmen Ihres Kundenkontos tauschen wir untereinander Informationen aus mit dem Zweck, unsere Angebote speziell auf Sie zuschneiden zu können.”

Liebe Bahn, geht es etwa gar nicht um Plastikvermeidung, sondern um trackingbasiertes Marketing? Plastik sparen geht auch anders – und Daten sparen gleich dazu!

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Digitalzwang bei der Bahn

BahnCard nur noch per App?

Die Deutsche Bahn will ab Mitte 2024 die BahnCard nur noch über ihre App anbieten. Damit stellt sie Vielfahrer*innen vor die Wahl, ihre proprietäre App voller Tracker zu verwenden oder massiv höhere Fahrtkosten in Kauf zu nehmen…

Wie Sie ihr Smartphone von unerwünschten Apps befreien sowie Werbung und Tracker blockieren können, erfahren Sie in diesem verlinkten Artikel der AG Digitale Selbstverteidigung.