Newsletter vom 2.2.2021

Stichtag: 2. Februar

Wir sind Mitglied im Bundesverband der Verbraucherzentralen; Bündnis gegen Microsoft 365 an Schulen; Zu wenig Tranzparenz bei der Fingerabdruck-Speicherpflicht u.v.m.

Liebe Leute,

Ab heute ist noch genau ein halbes Jahr Zeit, um einen Personalausweis
ohne Fingerabdrücke zu beantragen. Denn ab dem 2. August 2021 müssen
alle, die einen neuen Personalausweis möchten, ihren linken und rechten
Zeigefinger einscannen und auf dem Ausweisdokument speichern lassen.
Wir finden: Diese Pflicht ist ein Generalverdacht gegen alle Bürgerinnen
und Bürger. Deshalb werden wir weiter versuchen das Gesetz zu kippen.
Bis dahin empfehlen wir: Schnell noch einen Termin im Bürgeramt
ausmachen und einen „Perso ohne Finger” beantragen.

Mit besten Grüßen aus Bielefeld,

Rena Tangens, padeluun und das Team von ▶Digitalcourage

————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Jetzt Personalausweis ohne Fingerabdrücke beantragen!
Warum und wie ist hier erklärt:
https://digitalcourage.de/blog/2021/personalausweis-ohne-fingerabdruecke
————————————————————————————————————————————————————————————————————————

————————————————————————————————————————————————————————————————————————

Inhalt

  1. Digitalcourage jetzt im Bundesverband der Verbraucherzentralen!
  2. Bündnis gegen Microsoft 365 an Schulen
  3. Fingerabdruck-Speicherpflicht: Tranzparenz nur, wenn sie nicht stört
  4. Aktion: Schufa will Kontoauszüge auswerten
  5. Elektronische Patientenakte – mit Risiken und Nebenwirkungen
  6. Empfehlungen aus unserem Shop
  7. Remote Chaos Experience: Rückblick und sehenswerte Vorträge
  8. Termine

————————————————————————————————————————————————————————————————————————
 

##1. Digitalcourage jetzt im Bundesverband der Verbraucherzentralen!
 

Seit 1. Januar 2021 sind wir Mitglied im vzbv (Verbraucherzentrale
Bundesverband)! Der vzbv ist der Dachverband der
Landesverbraucherzentralen und anderer verbraucherpolitischer Verbände.
Über die Aufnahme in den vzbv freuen wir uns sehr; so können wir in
Zukunft unsere Positionen und Themen dort einbringen. Denn Datenschutz
ist ein wichtiger Aspekt des Verbraucherschutzes.

https://www.vzbv.de/ueber-uns/mitglieder

 
##2. Bündnis gegen Microsoft 365 an Schulen
 

Die Kritik an der Einführung der Schulplattform Microsoft 365 reißt
bundesweit nicht ab. In Baden-Württemberg haben sich nun 20 regionale
und überregionale Verbände, Organisationen, Institutionen und
Gewerkschaften zu einem Bündnis zusammengeschlossen und ein
Positionspapier auf den Weg gebracht.
Wir haben daran mitgearbeitet und das Papier unterzeichnet.

Wir fordern weiterhin, unsere Schulen nicht vom Microsoft-Konzern
abhängig zu machen und freie, datensparsame Softwarelösungen
einzusetzen. Kultusministerien und andere, die Microsoft 365 als
Schulplattform empfehlen oder zur Verfügung stellen, bringen
Schulleitungen, Eltern, Lehrkräfte und Schüler.innen in eine rechtlich
und ethisch schwierige Lage.

Am 13. Januar wurden die wichtigsten Eckpunkte des Papiers in einer
Landespressekonfrenz vorgestellt und das Presseecho
war groß. Doch das Ministerium redet die Gefahren durch die Nutzung der
Plattform weiterhin klein. Stattdessen werden Vorteile in der
Funktionalität behauptet. Auch wir möchten funktionierende Systeme in
Schulen sehen, allerdings nicht auf Kosten der Daten von Schüler.innen,
Eltern und Lehrkräften!

https://digitalcourage.de/blog/2021/buendnis-gegen-microsoft-365

Am Donnerstag, 04.02.2021 um 20:30 Uhr gibt es einen offenen
Erfahrungsaustausch zu Microsoft 365 an Schulen. Eingeladen sind Eltern,
Lehrkräfte und Schüler.innen. Insbesondere alle, die sich bereits gegen
MS 365 an der Schule wehren oder sogar Beschwerde bei ihrem LfDI
eingereicht haben. Wer sich mit anderer fragwürdiger Software an der
Schule herumschlägt, ist ebenfalls herzlich eingeladen. Anmeldung, Link
& Zugangsdaten bei Inga Klas: inga@ingaklas.de

 
##3. Fingerabdruck-Speicherpflicht: Tranzparenz nur, wenn sie nicht stört
 

Ab dem 2. August 2021 gilt für deutsche Personalausweise die
Fingerabdruck-Speicherpflicht. Schon Anfang 2020 hatten wir bei der
Bundesregierung eine Transparenzanfrage gestellt, um Dokumente zum
Gesetzgebungsprozess zu bekommen. Volle neun Monate später haben wir
mehrere hundert Seiten ausgedruckt per Post erhalten. Da war das Gesetz
schon beschlossen. Aber das ist noch nicht alles: Aus einem der
Dokumente geht hervor, dass der Bundesnachrichtendienst an der
Gesetzgebung „unmittelbar beteiligt“ war. Wie genau diese Beteiligung
ausgesehen hat, bleibt aber ein Geheimnis.

Der Hintergrundbericht über unsere Transparenzanfrage:
https://digitalcourage.de/blog/2021/persoohnefinger-transparenz-bnd-personalausweis

Warum wir weiterhin versuchen, die Fingerabdruck-Pflicht zu kippen,
warum es sich sehr lohnt, bis zum 2. August 2021 einen #PersoOhneFinger
zu beantragen und wie das geht – das alles beantwortet Friedemann Ebelt
in einem 30-minütigen Vortrag auf media.ccc.de, entstanden auf der
Remote Chaos Experience (rC3):
https://media.ccc.de/v/rc3-961653-holt_euch_personalausweise_ohne_fingerabdruecke_solange_es_geht

 

————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Wir prüfen zur Zeit juristische Optionen gegen die Fingerabdruck-Pflicht
und freuen uns über Unterstützung dafür:
https://aktion.digitalcourage.de/perso-ohne-finger
————————————————————————————————————————————————————————————————————————
 
 

##4. Aktion: Schufa will Kontoauszüge auswerten
 

Jung, männlich, besitzt mehrere Konten und ist in letzter Zeit häufig
umgezogen – solche banalen Informationen können schon zu einer
schlechteren Bewertung bei der Schufa Holding AG, kurz Schufa führen.
Denn bisher weiß die Schufa oft ziemlich wenig: Bei fast einem Viertel
der Personen im Datensatz beruht die Bewertung auf höchstens drei
Informationen.

Aber jetzt will die Schufa Abhilfe bieten: Wer eine schlechte Bewertung
bekommen hat und das ungerecht findet, der soll in Zukunft der Schufa
einfach Zugang zu seinen Kontoauszügen gewähren – und so seinen Score
verbessern können. Dieses neue „Angebot“ hat die Schufa vor kurzem
getestet und wertet es jetzt gerade mit Blick auf zukünftige Einsätze
aus.

Wir wollen verhindern, dass die Schufa sich auf diesem Wege so einfach
einen Kontozugriff erschleichen kann, und fordern außerdem, dass die
Schufa endlich ihre Berechnungsformeln für die Scorewerte offenlegt.
Deshalb haben wir zusammen mit Campact eine Kampagne gegen die Schufa
gestartet:

https://www.campact.de/schufa-tricks/

 
##5. Elektronische Patientenakte – mit Risiken und Nebenwirkungen
 

Ärztliche Befunde, Behandlungsberichte und Rezepte – bei solchen
Informationen wünschen wir uns, dass sie nur von Menschen eingesehen
werden, denen wir vertrauen. Die Weitergabe soll nur erlaubt sein, wenn
das wirklich nützlich ist, und dann über einen sicheren Kanal.

Stattdessen wird seit Anfang Januar mit Hochdruck eine elektronische
Patientenakte eingeführt, bei der ein Blick auf den Beipackzettel uns
schier schwindeln lässt: Da gibt es Sicherheitsmaßnahmen, die nicht dem
aktuellen technischen Stand entsprechen. Zugriffsrechte? Da geht nur
„alles oder nichts“. Dokumentengenaue Zugriffsrechte sollen erst später
eingeführt werden, bis dahin kann die Orthopädin nicht nur das
Röntgenbild, sondern auch den Befund des Psychologen sehen. Irgendwann
später sollen Patient.innen Dokumente aus ihrer Akte einzeln freigeben
können – das aber wiederum ausschließlich mit Smartphone oder Tablet
über eine App. Und was ist mit Menschen, die nur einen PC, einen Laptop
oder auch gar keinen Rechner haben? Pech gehabt. Der
Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber hat schon angemahnt, dass die
elektronische Patientenakte in der jetzigen Form nicht der Europäischen
Datenschutzgrundverordnung entspricht. Bisher ist die Nutzung der
elektronische Patientenakte noch freiwillig. Wir raten: Mit
Gesundheitsdaten spielt man nicht!

https://digitalcourage.de/blog/2021/elektronische-patientenakte-risiken-und-nebenwirkungen

 
##6. Empfehlungen aus unserem Shop
 

Die Termine für das Jahr mehren sich, aber der passende übersichtliche
Kalender fehlt noch? Hier gibt es noch Restexemplare unseres 70×100
Zentimeter großen Jahresplaners mit vielen durchdachten Details (und
Feiertagen diverser Kulturen), auch als Angebot für 5 € pro 5 Stück:

 
https://shop.digitalcourage.de/kalender-jahresplaner-2021.html
 

Der ein oder andere Hagel-Nachmittag oder Schneematsch-Abend wird uns in
diesem Winter bestimmt noch erwarten. Den passenden Lesestoff dafür gibt
es in unserem Shop:

 
https://shop.digitalcourage.de/kategorie/digitalcourage-buecher-und-broschueren/
 

Besonders empfehlen zum Schmökern am Kamin (oder an der Küchenheizung)
möchten wir unser Jahrbuch für 2021. Themen sind u.a.: Technik-Tipps
fürs Homeoffice; Freiheitsrechte in Corona-Zeiten; die großen
Digitalkonzerne (Google, Amazon und Co) entmachten; und exklusive
Homeoffice-Fotos von unserem Team:

 
https://shop.digitalcourage.de/jahrbuch-digitalcourage-2021.html
 

 
##7. Remote Chaos Experience: Rückblick und sehenswerte Vorträge

 

Aus dem Chaos Communication Congress ist 2020 eine „Remote Chaos
Experience” geworden. Mit vielen Vorträgen und einer
computerspielartigen 2D-Welt. Digitalcourage hatte einen eigenen
schmucken Bereich, der mit ganz viel (nächtlichem) Einsatz entstanden
ist. Unser Fazit: Man konnte sich auf dem digitalen Kongress genauso gut
verlaufen, wie auf dem analogen Kongress. ;) Und man konnte auch hier
mit Menschen reden und wichtige technische und politische Details
austauschen.

Die Vorträge gibt es auch nach dem Kongress noch online, wir haben eine
Liste mit besonders sehenswerten zusammengestellt:
https://digitalcourage.de/blog/2021/sehenswerte-vortraege-rc3

 
##8. Termine
 

• Offener Erfahrungsaustausch zu Microsoft 365 an Schulen: Donnerstag,
04.02.2021 um 20:30 Uhr Anmeldung, Link & Zugangsdaten bei Inga Klas:
inga@ingaklas.de

• Start der EU-Bürger.innen-Initiative #ReclaimYourFace gegen
biometrische Massenüberwachung: Mittwoch, 17.2.2021 auf
https://reclaimyourface.eu

• Verleihung BigBrotherAwards: Freitag, 11. Juni 2021, Bielefeld,
Hechelei. https://bigbrotherawards.de