Aktion: Überwachungsgesetze sind Placebos gegen Terror und Gift für Freiheit
Doppeldemo gegen „Anti“-Terror-Paket und BND-Gesetz
Protest im Doppelpack: Erst haben wir am Freitag, 8. Juli 2016 vor dem Bundesrat gegen das „Anti“-Terror-Paket mit einer Aktion protestiert. Dann ging es direkt zum Bundestag weiter. Dort wurde mit dem Gesetz für den Bundesnachrichtendienst (BND-Gesetz) nämlich schon die nächste Überwachungsdreistigkeit auf den Weg gebracht. Unsere Botschaft war praktischerweise an beiden Orten dieselbe: Placebo gegen Terror, Gift für die Grundrechte.
„Anti“-Terror-Paket – Placebo gegen Terror, Gift für Freiheit
Die „Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung“ des „Anti“-Terror-Pakets (PDF) erreichen zwar nicht ihr Ziel, haben aber gefährliche Nebenwirkungen. Die Regierung hat das „Anti“-Terror-Paket im Eiltempo und im Windschatten der Männer-Fußball-EM durchgepeitscht. Ein so folgenreiches Gesetz muss ausreichend diskutiert werden, doch das ist nicht geschehen – weder parlamentarisch noch juristisch und erst recht nicht in der Öffentlichkeit. Sehen Sie sich die Diskussion in unserem Popcorn-Cut von der Bundestagssitzung zum „Anti-Terror-Paket“ an.Aktion: Gefährliche Medikamente
Viele Passant.innen, denen wir die leckeren Anti-Terror-Placebo-Pillen anboten, wollten diese nicht haben. Auch Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, schaute äußerst skeptisch auf die angebotenen Anti-Terror-Pillen. Wir waren erfreut, wie viele Menschen erkannt haben, dass man von Placebos mit derart fiesen Nebenwirkungen lieber die Finger lassen sollte. Eine Erkenntnis, die im Bundesrat leider nicht angekommen ist.
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Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, interessiert sich für Terrorpillen, angeboten von Rena Tangens, Friedemann Ebelt und anderen Protest-Teilnehmenden
Das ‚Anti‘-Terror-Paket ist ein Schnellschuss, den ich lieber ‚Gesetzesterror‘ statt ‚Anti-Terror-Gesetz‘ nennen würde,
sagt Netzaktivist padeluun von Digitalcourage.
Noch eins draufgesetzt mit dem BND-Gesetz
Nach der Demo am Bundesrat ging es direkt weiter zum Bundestag. Dort debattierte nämlich der Bundestag über das neue Gesetz für den Bundesnachrichtendienst (BND). Mit diesem Gesetz sollen die Befugnisse des BND erheblich ausgeweitet werden. Der BND soll in größerem Umfang Daten erheben und in Zukunft auch innerhalb Deutschlands überwachen dürfen. Sogar ausländische Journalist.innen sollen ins Visier der Überwachung genommen werden. Uns klingeln die Ohren: 3 Jahre sind seit Snowdens Enthüllungen vergangen. 3 Jahre, in denen nichts getan wurde, um uns besser vor Spionage und Überwachung zu schützen. Und nun soll das Problem gelöst werden, indem die Geheimdienst-Machenschaften einfach legalisiert und sogar noch erweitert werden? Diese Pille werden wir nicht schlucken!
Immerhin ein Bundestagsabgeordneter kam zu unserer Kundgebung, um uns zu begrüßen: Konstantin von Notz, der später in seinem Redebeitrag im Parlament das BND-Gesetz scharf kritisiert hat.
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Die gute Nachricht: Das BND-Gesetz können wir noch verhindern!
Das BND-Gesetz kann noch gestoppt werden, denn nach der Sommerpause berät der Bundestag den Entwurf noch einmal in zweiter und dritter Lesung. Das wird wahrscheinlich noch im September passieren. Bis dahin ist Zeit für Aktionen, Protest und Dialog mit Politiker.innen. Diese Chance müssen wir nutzen! Sie können uns dabei unterstützen: Abonnieren Sie unseren Newsletter, spenden Sie für Aktionen oder werden Sie Digitalcourage-Fördermitglied.
Weiterführende Links
- Entwurf eines Gesetzes zum besseren Informationsaustausch bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus
- Digitalcourage: SPD-Mitglied schreibt an ihre Partei: „Anti-Terror-Paket“ stoppen!
- #Terrorthomas: Konterfei für den Innenminister
- Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Menschenrechte
- Ausführliche Stellungnahme von Fredrik Roggan (PDF)
- netzpolitik.org: Das neue Anti-Terror-Paket der Großen Koalition
- BigBrotherAward für BND
- netzpolitik.org: Das neue BND-Gesetz
- Terrorplacebos im Shop kaufen
Update (08.07.2016, 17:48 Uhr): Artikel wurde nachträglich (mit etwas Ruhe) grundlegend überarbeitet, eine Bildergalerie hinzugefügt.