Digitalcourage wirkt gegen Gesichtserkennung
Unter dem Titel "Biometric and Behavioural Mass Surveillance in EU Member States" haben Wissenschaftler.innen für die Fraktion der Grünen im Europäischen Parlament den Einsatz von biometrischer Massenüberwachung in EU-Staaten untersucht. Dabei kommen sie zum Schluss, dass staatliche und private Stellen zunehmend als "intelligent" bezeichnete Systeme einsetzen, welche mangels Kontrolle zu biometrischer Massenüberwachung führen können. Den Widerstand gegen die Einführung dieser grundrechtswidrigen Systeme in Deutschland führen die Autor.innen auf eine kritische Zivilgesellschaft und insbesondere das Engagement von Digitalcourage und dem Chaos Computer Club zurück. Ein Beispiel hierfür ist der Protest gegen den Einsatz von Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz in Berlin.
Interaktive Seite zur Studie (englisch): https://www.greens-efa.eu/biometricsurveillance/
"Alle werden überwacht? Die Risiken der Gesichtserkennung"
Am Mittwoch 10. November fand in Brüssel eine Diskussionsveranstaltung zu dieser Studie statt, zu der auch unser Campaigner Konstantin gefahren ist. Das war die Gelegenheit für einen spannenden Austausch mit der Europaabgeordneten Saskia Bricmont, dem Studienautor Francesco Ragazzi und Aktiven aus Europa. Darunter z.B.
- EDRi (European Digital Rights), für die Chloé Berthélémy bei der Diskussion für die Kampagne #ReclaimYourFace warb und
- Digitale Freiheit, deren Beteiligung an der PaperBagSociety-Aktion in einer Galerie ausgestellt wurde.
Spannend waren auch die anderen vorgestellten Ansätze aus der Zivilgesellschaft, die sich kritisch mit automatisierter Gesichtserkennung auseinandersetzen, z.B.
- „CV Dazzle“, also der Einsatz von Makeup, um untypische geometrische Muster im Gesicht zu erzeugen (was leider für moderne Systeme nicht zuverlässig funktioniert) und
- eine Karte der französischen NGO Technopolice, auf der nicht nur die Überwachungskameras in der Nähe des Veranstaltungsortes verzeichnet waren, sondern auch andere menschenfeindliche Technologien wie Anti-Obdachlosen-Architektur.
Ein paar Eindrücke von der Veranstaltung haben wir mit Fotos festgehalten, und wir möchten sie hier teilen. Wer noch nicht für die Europäische Bürger.inneninitiative „Reclaim Your Face“ unterschrieben hat, sollte das gleich nachholen. Darin fordern wir ein europaweites Verbot biometrischer Massenüberwachung. Ob automatisierte Gesichtserkennung auf der Straße, Gangarterkennung am Bahnsteig oder Tippverhaltenserkennung in Bibliotheken: Der Einsatz von biometrischen Überwachungstechnologien im öffentlichen Raum ist ein unrechtfertigbarer Eingriff in unsere Grundrechte.
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