Endlich weg von Facebook, TikTok und X

Fediverse: Ihr Start ins wirklich soziale Medium

Was das Fediverse besonders macht und wie Sie Schritt für Schritt hineinfinden. Mit vielen kleinen Tipps aus der Praxis.
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Illustration eines Universums mit Astronaut.innen und anderen Gestalten.

(Those who read English will enjoy this intro to Mastodon.)

Sie fühlen sich unwohl bei Facebook, Instagram oder X? Fake News, Hassrede, Werbung und Selbstdarstellung nerven – und Sie wissen nicht, was mit Ihren Daten passiert? Ihr Gefühl trügt nicht. Das alles sind gute Gründe, Gier getriebene Social-Media-Plattformen zu meiden. Doch Sie müssen online nicht auf soziale Netzwerke verzichten.
Es gibt Alternativen, die Privatsphäre und Selbstbestimmung beherzigen. Hier zeigen wir, welche das sind, wie sie funktionieren – und warum sie wirklich sozial sind: Willkommen im Fediverse.

Die Lösung für Unentschlossene: Registrieren Sie sich bei unserem Mastodonserver.


Inhalt

  1. Fedi... was?
  2. Plattformen und Instanzen
  1. Werden Sie Fediforscher.in
  2. Warum Gier getriebene Social-Media-Plattformen keine guten Netzwerke bauen
  3. Die Reichweitenlüge
  4. Eine ausbaufähige Basis
  5. Wie kann ich euch folgen?

Fedi... was?

Das Wort Fediverse kommt von „Federated Universe“ – eine Mischung aus „Föderation“ und „Universum“. Also ein Universum vieler, frei verbundener Netzwerke. Ein Ort, der niemandem gehört – und allen.

Im Fediverse bestimmen nicht Konzerne die Regeln, sondern die Gemeinschaft. Nutzer.innen können mitreden, mitgestalten und sogar selbst einen Teil des Netzes betreiben.
Spätestens seit Elon Musk Xitter übernommen hat, entdecken immer mehr Menschen diese freie Form der Vernetzung – und merken: soziale Netzwerke können auch wirklich sozial sein.

  • Netzwerk aus vielen unabhängigen Plattformen und Diensten
  • Verbindung aller mit allen
  • Mit einem einzigen Account über alle Plattformen hinweg nutzbar
  • Dezentral
  • Auf freier Software basierend und mit offenen Schnittstellen

Plattformen und Instanzen

Im Fediverse gibt es keine zentrale Anlaufstelle wie bei Facebook oder Instagram. Stattdessen besteht es aus vielen Instanzen. Eine Instanz ist ein einzelner Server, auf dem Menschen miteinander kommunizieren. Jede Instanz hat ihre eigene Gemeinschaft, eigene Regeln und oft auch einen thematischen Schwerpunkt, zum Beispiel Klima, Musik oder Bildung. Die Betreibenden kümmern sich um Technik, Moderation und Sicherheit.

Plattformen sind die Programme, die auf diesen Servern laufen. Sie bestimmen, wie eine Instanz aussieht und funktioniert – ob sie eher einem Kurznachrichtendienst ähnelt, einem Foto-Netzwerk oder einer Video-Plattform. Beispiele für Plattformen sind Mastodon, Pixelfed, PeerTube oder Funkwhale.

Mehrere Instanzen können also dieselbe Plattform nutzen. Zum Beispiel laufen digitalcourage.social und troet.cafe beide mit der Software Mastodon (Plattform), sind aber eigene Instanzen mit unterschiedlicher Gemeinschaft und eigenen Regeln – das ist manchmal etwas verwirrend, etwa wenn eine Instanz denselben Namen hat wie die Plattform. Zum Beispiel bei mastodon.de.

Damit sich alle trotzdem verstehen, sprechen die Plattformen eine gemeinsame Sprache: das offene Protokoll ActivityPub. Es sorgt dafür, dass Menschen von verschiedenen Instanzen und sogar von unterschiedlichen Plattformen miteinander schreiben, einander folgen und Inhalte teilen können.

So entsteht ein freies Netzwerk, das niemand besitzt, aber alle gemeinsam betreiben.

Schritt 1: Plattform wählen

Überlegen Sie zuerst, welche Art von Plattform Sie nutzen möchten.
Im Fediverse gibt es für fast jede bekannte Social-Media-Form ein freies und offenes Pendant. Jede Plattform hat ihren eigenen Schwerpunkt und ihr eigenes Erscheinungsbild, doch alle basieren auf offenen Standards und können miteinander kommunizieren.

Sie tragen Namen, die manchmal an bekannte Plattformen erinnern – sind aber keine Kopien. Sie mögen ähnlich aussehen oder funktionieren, verfolgen jedoch ein anderes Prinzip: offen, dezentral und frei statt kommerziell und kontrolliert.

Ein Beispiel:
Ihre Freunde sind alle bei Mastodon. Sie möchten aber mehr Personalisierung und entscheiden sich für Iceshrimp. Das macht nichts, denn Sie können ohne Probleme mit Ihren Kontakten auf Mastodon kommunizieren. Nur spezielle Funktionen von Iceshrimp, zum Beispiel für Animationen, werden bei Mastodon anders angezeigt.

Mastodon, Pleroma und Akkoma sind nicht X

Diese Plattformen eignen sich für kurze bis mittellange Texte, Bilder und Videos. Sie bilden den Kern des Fediverse-Microbloggings.

Mastodon ist am weitesten verbreitet und legt besonderen Wert auf respektvollen Umgang und Barrierefreiheit. Beiträge heißen „Tröts“ und sind meist auf 500 Zeichen begrenzt. Es gibt Smartphone-Apps für Android und iOS. Für Android empfehlen wir die freien und quelloffenen Apps Tusky, Fedilab und Twidere. Auf dem Rechner läuft Mastodon im Browser.

Wir sind von Mastodon so begeistert, dass wir eine eigene Instanz betreiben: digitalcourage.social. Für einen Euro im Monat können Sie über diese Instanz Mitglied der Mastodon-Community werden. Andere Mastodoninstanzen haben andere Finanzierungsmodelle, manche auch gar keines.


Pleroma ist leichtgewichtig und läuft gut auf kleineren Servern. Beiträge können bis zu 5000 Zeichen lang sein. Eine Auswahl von Instanzen hilft beim Start. Eine Ableitung ist Akkoma, aber moderner und mit mehr Funktionen. Es bietet auch MFM (Formatierung und Spezialeffekte, siehe Misskey), Zitate, Umfragen und wahlweise eine Mastodon-Benutzeroberfläche. Deutschsprachige Instanzen sind zum Beispiel absturztau.be und kowelenz.social.

Friendica, Hubzilla, Misskey und Iceshrimp sind nicht Facebook

Friendica und Hubzilla sind besonders vielseitig. Sie vereinen viele Funktionen (Text, Foren, Kalender, Dateien) und eignen sich für alle, die mehr Verknüpfungen wünschen als bei reinen Microblogging-Diensten. Sie ermöglichen Verbindungen zu weiteren Netzwerken, etwa Diaspora, sofern diese das unterstützen. Das macht sie interessant für Organisationen und Projekte.

Misskey ähnelt Friendica, ist aber bunter und jünger. Auf alles kann man mit Emojis reagieren. Hochgeladene Medien findet man schnell im Drive wieder. Dank Threads sind auch gut strukturierte Diskussionen möglich, es hat ein höheres Zeichenlimit, Übersetzung von Posts und Umfragen. Misskey bietet außerdem MFM (Misskey Flavoured Markdown) zum Formatieren von Text sowie für Animationen und Bilder. Eine Auswahl von Instanzen finden Sie in der Misskey-Liste.

Iceshrimp (Nachfolger von Firefish und damit Misskey) konzentriert sich auf „Bugfixing, bessere Performance und Features, die wirklich benötigt werden“. Auch Sharkey ist eine Ableitung von Firefish. Beide haben alle Features von Misskey und bieten neben ihren vielen Themes und Layouts für die Personalisierung auch weitere Möglichkeiten: einstellbare Zeichenlimits, Volltextsuche, Zitate, Antennen (Listen, die Beiträge von bestimmten Benutzer.innen aggregieren) und News-Picker (Listen, die Beiträge mit bestimmten Wörtern aggregieren), RSS-Feeds, Chats, Gruppen, Seiten, MFM-Snippets (Formatierung und Spezialeffekte, siehe Misskey) sowie Plugins.

Eine Auswahl von Instanzen finden Sie in der FediDB-Liste für Iceshrimp und in der FediDB-Liste für Sharkey.

Digitalcourage wirkt. Wirken Sie mit!

Mobilizon ist nicht Facebook Events

Mobilizon bietet Veranstaltungskalender und Gruppenfunktionen. Sie können dort Events anlegen, teilen und gemeinsam organisieren, ohne Überwachung oder Werbung.

Pixelfed ist nicht Instagram

Pixelfed konzentriert sich auf Fotos. Sie können Bilder posten, kommentieren und anderen folgen. Es gibt keine algorithmische Sortierung, die Sichtbarkeit richtet sich allein nach der Uhrzeit des Postings. Digitalcourage betreibt auch eine Pixelfed-Instanz. Weitere Instanzen finden Sie in der Pixelfed-Liste.

PeerTube ist nicht YouTube

PeerTube ist ein dezentrales Videoportal für kurze und lange Videos. Die Wiedergabe erfolgt datensparsam über Peer-to-Peer-Verbindungen. Auch Livestreams sind möglich. Eine Suchmaschine über viele Instanzen hinweg finden Sie unter SepiaSearch.org. Digitalcourage betreibt auch eine eigene PeerTube-Instanz: digitalcourage.video. Weitere Instanzen finden Sie in der PeerTube-Liste.

Funkwhale und Castopod ist nicht Soundcloud oder Spotify

Funkwhale ist die Plattform für Musik, Hörbücher und Podcasts. Inhalte werden gemeinschaftlich geteilt, ohne Werbung oder Tracking. Es gibt eigene Apps für Android und Web.
Instanzen finden Sie in der Funkwhale-Liste.

Castopod richtet sich an Menschen, die Podcasts hören oder veröffentlichen möchten. Die Folgen können direkt im Fediverse geteilt und dort kommentiert und kuratiert werden.

Lemmy und Mbin sind nicht Reddit

Lemmy und Mbin sind gemeinschaftliche Diskussionsplattformen, sogenannte News-Aggregatoren. Hier teilen Nutzer.innen Links und Nachrichten, über die anschließend diskutiert wird. Eine bekannte deutsche Lemmy-Instanz ist zum Beispiel Feddit.

Bookwyrm ist nicht Goodreads

Bookwyrm ist für alle, die gern lesen und über Bücher sprechen. Nutzer.innen können Leselisten anlegen, Rezensionen schreiben und anderen folgen, die ähnliche Interessen haben.

Flohmarkt ist nicht eBay Kleinanzeigen

Flohmarkt ist eine offene Plattform für Kleinanzeigen, Tauschen und Verschenken. Alles findet gemeinschaftlich und transparent statt, ohne versteckte Datensammelei. Aus rechtlichen Gründen kann man auf der Plattform zwar nichts kaufen, aber immerhin das Verkaufsgespräch anbahnen. Instanzen finden Sie in der Flohmarkt-Liste.
Digitalcourage hat auch eine eigene Instanz unter Flohmarkt.social

Owncast ist nicht Twitch

Owncast ermöglicht Livestreaming mit Chat-Funktion und direkter Verbindung ins Fediverse. Zuschauende können Streams teilen, kommentieren und über ihren Account interagieren. Instanzen finden Sie in der Owncast-Liste.

WriteFreely ist nicht Medium

WriteFreely ist für alle, die lange Texte schreiben möchten, ohne Ablenkung. Es bietet eine minimalistische Oberfläche für Essays, Blogbeiträge und Notizen. Liste von Instanzen

Nextcloud ist nicht Dropbox

Nextcloud ist eine selbst gehostete Cloudlösung, die sich über das ActivityPub-Modul Social App mit dem Fediverse verbinden lässt. So können Sie Dateien, Nachrichten und Inhalte direkt austauschen.

WordPress mit ActivityPub

Wenn Sie bereits WordPress nutzen, können Sie Ihr Blog mit dem Plugin ActivityPub direkt ins Fediverse einbinden. Beiträge erscheinen dann automatisch in den Feeds Ihrer Follower.

Tipp: Wenn Sie unsicher sind, womit Sie starten möchten, probieren Sie Mastodon, zum Beispiel unsere Instanz. Das ist ein guter Einstieg und öffnet den Zugang zum gesamten Fediverse.
Später können Sie jederzeit zu einer anderen Plattform wechseln, ohne Ihre Kontakte zu verlieren.

Schritt 2: Instanz wählen

Wenn Sie sich für eine Plattform entschieden haben, wählen Sie eine Instanz.
Eine Instanz ist der Server, auf dem Ihr Konto liegt. Sie ist Ihr digitales Zuhause im Fediverse. Jede Instanz hat eine eigene Gemeinschaft, eigene Regeln und häufig auch einen thematischen Schwerpunkt, zum Beispiel Klima, Bildung, Kunst oder Technik.

Die große Auswahl kann anfangs verwirren, aber Sie können Ihre Instanz später wechseln, ohne Ihre Kontakte zu verlieren. Wichtig ist, dass Sie einer Instanz vertrauen und sich dort wohlfühlen. Instanzen können von Vereinen, Organisationen, Behörden oder Privatpersonen betrieben werden.

Viele Instanzen für die von Ihnen ausgewählte Plattform finden Sie im Fediverse Observer, der im Fediverse nach Instanzen sucht und über den Menüpunkt Software und dann List nach Plattformen filtert. Die Softwareliste ist allerdings nicht vollständig.
Eine anderre Einstiegshilfe ist instances.social, wo man die eigenen Wünsche angeben kann und dann passende Instanzen vorgeschlagen bekommt.

Tipp für Fediverse-Profis:

Wenn Sie Ihre Plattform im Fediverse Observer nicht finden, können Sie auf https://\<NAME\>.fediverse.observer/list danach suchen. Ersetzen Sie <NAME> durch den Namen Ihrer Plattform.

Beispiel:
Iceshrimp steht nicht in der Softwareliste.
Die Instanzen zu dieser Plattform finden Sie trotzdem, nämlich unter iceshrimp.fediverse.observer/list.

Eine Übersicht von Mastodon-Instanzen gibt es unter joinmastodon.org.

Wählen Sie möglichst keine der größten Instanzen, damit das Fediverse dezentral bleibt. Kleine und mittlere Instanzen haben oft die angenehmste Atmosphäre und eine verlässliche Moderation.

Digitalcourage betreibt eine eigene Mastodon-Instanz unter digitalcourage.social. Ein Konto kostet dort einen Euro im Monat. Damit wird der Betrieb langfristig gesichert. Beiträge dürfen bis zu 1.024 Zeichen lang sein und wir speichern keine IP-Adressen (anders als andere Mastodon-Instanzen). Die Gemeinschaft achtet auf respektvolle Kommunikation und schließt diskriminierende Inhalte aus.

Schritt 3: Account anlegen und im Smartphone einrichten

Für die Registrierung brauchen Sie eine E-Mail-Adresse, einen Benutzernamen und ein selbst gewähltes Passwort.
Der Benutzername besteht immer aus zwei Teilen: dem Accountnamen und dem Instanznamen.

Beispiel: @digitalcourage@digitalcourage.social ist der Account von Digitalcourage auf unserer Instanz digitalcourage.social.


Sie können Ihr Konto direkt im Browser nutzen oder eine App installieren. Plattformübergreifende Apps funktionieren zwar für die meisten Systeme, haben jedoch einige Funktionen nicht integriert. Deshalb kann es sich lohnen eine App zu wählen, die auf Ihre Plattform spezialisiert ist.
Testen Sie Tusky für Android und für iOS Ivory oder (wenns etwas nerdiger sein darf) Mona.

Schritt 4: Los geht's

Wem folgen?

Der Einstieg kann sich anfühlen, als kämen Sie auf eine Party, auf der sich alle schon kennen. Dieses Gefühl vergeht schnell. Mastodon bietet für den Einstieg die Entdecken-Funktion im Menü unter „Entdecken“ und „Für dich“. Dort finden Sie interessante Accounts, denen Sie folgen können.

Beobachten Sie Ihre eigene Startseite, stöbern Sie in der lokalen oder föderierten Timeline und sehen Sie, mit wem andere diskutieren oder sich austauschen. Es gibt auch sogenannte „Starter Packs“. Das sind Sammlungen von verschiedenen Accounts zu einem bestimmten Thema.
Ähnlich funktioniert Trunk, allerdings vor allem auf den englischen Sprachraum ausgerichtet.

Wenn Sie jemandem folgen möchten, geben Sie die vollständige Kennung in das Suchfeld ein, zum Beispiel
@digitalcourage@digitalcourage.social

oder besuchen Sie direkt

digitalcourage.social/@digitalcourage

Machen Sie sich mit den Regeln Ihrer Instanz vertraut. Einige Instanzen machen Vorgaben zu Crossposting, Bildbeschreibungen oder Inhaltswarnungen. Viele haben Moderationsteams, denen zu folgen sich lohnt.

Sichtbarkeit von Beiträgen

  • öffentlich: sichtbar für alle, erscheint in diversen Timelines
  • ungelistet: sichtbar für Follower oder über einen direkten Link
  • nur Folgende: sichtbar nur für Follower, diese können die Nachricht nicht boosten
  • Direktnachrichten: gehen nur an die angeschriebenen Accounts, sind aber nicht verschlüsselt

Timelines

Die meisten Fediverse-Plattformen haben drei verschiedene Timelines:

  • „Home“: zeigt Beiträge von Accounts, denen Sie folgen
  • „lokal“: zeigt alles, was Nutzer.innen Ihrer Instanz veröffentlichen
  • „föderiert“: zeigt Inhalte von Instanzen, denen andere auf Ihrer Instanz folgen

Anders gesagt: Ihre öffentlichen Posts erscheinen in der lokalen Timeline. Wenn Ihnen auch nur eine einzige Benutzerin einer anderen Instanz folgt, werden Ihre öffentlichen Posts zusätzlich in der föderierten Timeline dieser Instanz angezeigt. Jetzt wird vielleicht auch klarer, weshalb es ungelistete Posts gibt. Mit denen passiert das nämlich nicht.

Mit der Zeit wird Ihre Timeline persönlicher und lebendiger. Jede Aktion – ob Folgen, Kommentieren oder Teilen – hilft, das Netzwerk zu gestalten.

Diesen Text gibt es auch als Minibuch in unserer „kurz&mündig“-Reihe. Zum analogen Blättern und Weiterschenken.

Der erste Post

Bevor Sie selbst posten, richten Sie Ihr Profil ein. Es kann anonym bleiben, sollte aber kurz beschreiben, wer oder was sich hinter dem Account verbirgt. Ein erster Beitrag mit dem Hashtag #neuhier hilft, Anschluss zu finden.

Erfolgreich posten

Denken Sie daran: Das Fediverse folgt in vielen Aspekten nicht der Logik der sozialen Hetzwerke. Es gibt keine Alogrithmen, die Ihre Inhalte ein- oder ausblenden. Sie müssen dürfen ihre Timeline selbst Kuratieren. Es gibt viele Optionen, sich die eigene Timeline zu gestalten, nur sollte man diese auch kennen.

Betrachten Sie Ihren Fediverse-Account nicht wie einen Presseverteiler, der nur sendet. Das funktioniert in der Regel nicht so gut. Treten Sie lieber in echten Dialog und antworten Sie zum Beispiel auch auf die Posts anderer Menschen.

Verwenden Sie Hashtags, damit Ihre Posts von mehr Menschen gefunden werden. Hashtags dienen vielen als Suchfunktion. Man kann ihnen auch „folgen“.

Auch die Erstellung und Nutzung von Listen ist sehr hilfreich.

Werden Sie Fediforscher.in

Am Anfang wirkt das Fediverse riesig und ein wenig unübersichtlich. Das ist normal. Die vielen Plattformen und Möglichkeiten sind kein Hindernis, sondern eine Einladung. Wer neugierig bleibt, entdeckt täglich Neues und lernt dabei, wie digitale Vernetzung auch fair und gemeinschaftlich funktionieren kann.

Wenn Sie Lust haben, das Fediverse spielerisch zu erkunden, finden Sie unter digitalcourage.de/fediforscher kleine Forschungsaufgaben, mit denen Sie Schritt für Schritt tiefer eintauchen können.

Warum Gier getriebene Social-Media-Plattformen keine guten Netzwerke bauen

Bei Facebook, Instagram, Xitter oder TikTok, aber auch bei Bluesky sitzen Sie in einer Falle. Wer diese Plattformen verlässt, verliert den Kontakt zu den Menschen, die dort geblieben sind. Genau das ist beabsichtigt. Die Betreiber wollen, dass Sie bleiben, weil sie an Ihrer Aufmerksamkeit verdienen.

Diese Plattformen leben von Werbung, von Tracking und von Inhalten, die möglichst starke Reaktionen auslösen. Hass, Lügen und Empörung verbreiten sich dort am schnellsten. Was polarisiert, bringt Reichweite – und damit Geld. Doch das vergiftet die Debattenkultur und stärkt autoritäre Kräfte.

Beiträge, die differenziert, sachlich oder nachdenklich sind, haben es schwer. Sie werden vom Algorithmus aussortiert, weil sie weniger Klicks erzeugen. Der Preis für diese vermeintliche „Reichweite“ ist hoch: gesellschaftliche Spaltung, Desinformation und der Verlust von Vertrauen.

Im Fediverse läuft es anders. Hier gibt es keine Konzerninteressen, keine Werbetricks und keine Systeme, die Sie manipulieren sollen.

Schon 1989 haben wir bei Digitalcourage gefordert: Netzwerke sollen offen und dezentral sein. Das Fediverse macht das endlich möglich. Sie können selbst entscheiden, wo Sie sich anmelden, und trotzdem mit allen in Kontakt bleiben. Kein Algorithmus bestimmt, was Sie sehen, und kein Konzern kontrolliert Ihre Daten.

Warum Digitalcourage nicht auf Instagram und Co ist

Wenn eine Instanz plötzlich die Richtung ändert, können Sie einfach umziehen, ohne Ihre Kontakte zu verlieren. Niemand kann Sie an einer Plattform festhalten. So entsteht digitale Selbstbestimmung – das Gegenteil der Abhängigkeit, die kommerzielle Netzwerke erzeugen.

(Diese Illustration stammt aus unserer kurz&mündig-Reihe zum Thema „Fediverse“ und ist im Shop erhältlich)

Cory Doctorow gab sich die Regel, niemals einen Kommunikationsdienst zu nutzen, den er nicht ohne Schaden (Verlust seiner Kontakte) wechseln kann, weshalb auch Bluesky für ihn nicht infrage kommt. Sein Text ist in Englisch und sehr lesenswert.

Die Reichweitenlüge

Die großen sozialen Hetzwerke versprechen enorme Reichweite, aber sie halten dieses Versprechen nicht. Algorithmen entscheiden, wer Ihre Beiträge sieht. Das bedeutet aber, dass Ihre Beiträge auch ausgeblendet werden können. Inhalte, die provozieren, werden bevorzugt.

Das ist keine Frage von Qualität, sondern ein Kalkül. Witziges, Empörendes oder Falsches wird nach oben gespült, während Tiefgründiges verschwindet.

Im Fediverse zählt keine künstliche Reichweite, sondern echtes Interesse. Menschen folgen, weil sie wirklich lesen, was Sie schreiben. Sichtbarkeit entsteht durch Beziehung, nicht durch Berechnung.

Mehr zur Reichweitenlüge

Eine ausbaufähige Basis

Das Fediverse ist kein Heilsbringer. Aber es gibt uns Werkzeuge, um digitale Kommunikation neu und besser zu gestalten. Hier können Menschen auf Augenhöhe diskutieren, Lösungen entwickeln und Missstände ansprechen.

Natürlich gibt es noch Baustellen:

  • Manche Plattformen bieten Funktionen, die andere noch nicht verstehen.
  • Eine echte globale Suche fehlt bisher.
  • Offene Schnittstellen verhindern nicht automatisch Missbrauch durch Extremist.innen.
  • Auch im Fediverse verbreiten sich Aufreger schneller als Nachdenkliches.

Doch der Unterschied liegt in der Haltung. Hier können Nutzer.innen mitbestimmen, moderieren und eigene Regeln entwickeln. Probleme werden nicht verschleiert, sondern angegangen.

Das Fediverse wächst, verändert sich und bleibt in Bewegung. Genau das ist seine Stärke: es ist eine Gemeinschaft, kein Konzernprodukt.

Im Gegensatz zu den von Gier getriebenen Social-Media-Plattformen sind Schwierigkeiten hier keine Sackgassen, sondern Chancen.
Im Fediverse gibt es viel zu entdecken – und jede.r kann mitgestalten.

Wie kann ich euch folgen?

Liste der von Digitalcourage (offiziell) betriebenen Accounts

Accounts aus dem Umfeld von Digitalcourage

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