Europaweiter Protest gegen die Chatkontrolle
Der Protest gegen die Chatkontrolle weitet sich europaweit aus:
Gemeinsam mit unserer europäischen Dachorganisation für Digitale Grundrechte EDRi (European Digital Rights) starten wir die europaweite Kampagne gegen die Chatkontrolle. Unter dem Motto „Stop Scanning Me!“ (Hört auf, mich zu scannen!) rufen wir dazu auf, den Gesetzesentwurf der EU-Kommission abzulehnen. Dazu wurden heute sowohl eine Kampagnenwebsite als auch ein umfangreiches Positionspapier veröffentlicht. Darin wird aufgezeigt, warum der Verordnungsvorschlag zur Chatkontrolle weder sein erklärtes Ziel erreichen kann noch mit europäischem Recht vereinbar ist.
Worum geht es bei der Chatkontrolle?
Bei der „Chatkontrolle“ handelt es sich um einen Verordnungsvorschlag der EU-Kommission, welcher weitreichende Überwachungspflichten für Onlinedienste zu sämtlichen Inhalten privater und öffentlicher Kommunikation ihrer Nutzer.innen schaffen würde. Die Kommission begründet den Aufbau dieser Überwachungsinfrastruktur mit dem Kinderschutz. Die Verordnung würde dabei massiv in die Grundrechte der gesamten europäischen Bevölkerung eingreifen und eine dystopische Überwachungsinfrastruktur etablieren. Statt tatsächlich den Schutz von Kindern, also Prävention und Opferschutz, in den Mittelpunkt ihrer Maßnahmen zu stellen, setzt die Kommission auf einen technokratischen Ansatz, der Überwachung in demokratiegefährdendem Umfang ermöglicht.
Irland belegt Gefahr durch zahlreiche Falschmeldungen
Die irische EDRi-Partnerorganisation ICCL (Irish Council for Civil Liberties) hat exklusiv Zahlen einer Studie veröffentlicht. Eine Analyse der irischen Fallzahlen bestätigt nicht nur, dass das automatisierte Scannen von Nachrichten auf Darstellungen sexualisierter Gewalt gegen Kinder, wie sie die Chatkontrolle vorsieht, zu zahlreichen Falschmeldungen legaler Inhalte führt. Sie belegt auch, dass die von der Kommission verbreiteten Trefferquoten der eingesetzten Technologien nicht der Wahrheit entsprechen können.
Daten, die dem Irish Council for Civil Liberties (ICCL) vorliegen, beweisen, dass bereits jetzt mehr als elf Prozent der Verdachtsmeldungen durch NCMEC an Irland Falschmeldungen legaler Inhalte sind, wie z. B. Familienfotos von spielenden Kindern am Strand. Die tatsächliche Zahl der Falschmeldungen könnte sogar noch viel höher liegen, da von der irischen Garda Síochána nur etwa 20 Prozent der Verdachtsmeldungen als korrekte Meldungen von Missbrauchsdarstellungen identifiziert werden, also sind potentiell bis zu 80 Prozent aller Meldungen fehlerhaft.
Trotzdem speichern irische Behörden die mit Falschmeldungen übermittelten IP-Adressen. Wenn die Chatkontrolle in Kraft tritt, wären Onlinedienste verpflichtet, alle Inhalte privater und öffentlicher Kommunikation zu scannen, was zu einer explosionsartigen Vervielfachung der falschen Verdächtigungen führen würde.
Gemeinsam gegen die Chatkontrolle
Spätestens jetzt müssen Bundesregierung und EU-Kommission die Chatkontrolle stoppen. Das EDRi-Netzwerk hat dazu ein umfangreiches Positionspapier (englisch, insgesamt 52 Seiten / Kurzfassung drei Seiten) und Informationen zum weiteren Verfahren zusammengestellt.
Das Positionspapier liefert detailliert alle wichtigen Informationen rund um die geplante Verordnung. Bitte helfen Sie mit, indem Sie das Positionspapier an Ihre Abgeordneten im europäischen Parlament schicken und ihnen sagen, dass sie das Gesetz mit der Chatkontrolle stoppen sollen. Für ein sicheres Internet für alle, statt technokratischer und für den Kinderschutz unwirksamer Massenüberwachung.
In Deutschland wendet sich das Bündnis „Chatkontrolle STOPPEN!“, koordiniert von der Digitalen Gesellschaft, Digitalcourage und dem Chaos Computer Club, gegen das Überwachungspaket der EU-Kommission.
Das Bündnis „Chatkontrolle STOPPEN!“ erklärt:
„In der gesamten europäischen Union manifestiert sich der Protest gegen die Chatkontrolle der EU-Kommission. Die Bundesregierung muss den Überwachungsplänen der Von-der-Leyen-Kommission endlich eine eindeutige Absage erteilen und darf sich nicht länger vor einer klaren Positionierung drücken.“
Weitere Informationen finden sich auf der europäischen und auf der deutschen Website der Kampagne:
„Stop Scanning Me“: https://stopscanningme.eu/
„Chatkontrolle STOPPEN!“: https://chat-kontrolle.eu/
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