Europäischer Suchindex – nachhaltig zur Google-Alternative
Ich bin Nick, studiere Soziologie und bin 23 Jahre alt. Mir ist es wichtig, im Internet so auftreten zu können, wie ich es in der realen Welt tue. Ich möchte nicht in einer vorbestimmten und berechneten Welt leben. Man kann und soll mich nicht berechnen und analysieren, ich halte mich für mündig genug, um zu wissen, was mir gefällt. Vor allem aber sollte man mir Informationen und Produkte nicht vorenthalten. Nur weil ich Hip Hop oder Techno höre, heißt das nicht, dass ich nicht in klassische Musik hineinhorchen möchte. Nur weil ich mich für Gaming interessiere, möchte ich nicht, dass mir Nachrichten zu Politik und Wirtschaft vorenthalten werden. Wir sollten unsere Sicht auf die Welt nicht von einigen wenigen Unternehmen vorstrukturieren lassen, deren Kriterien zur Strukturierung wir gar nicht kennen, denn so werden wir abhängig und unmündig. Ein Teil der Lösung ist ein freier und offener Suchindex!
Gefangen in der Filterblase
Die meisten Menschen – inklusive mir – befinden sich täglich in einer eigenen digitalen Filterblase. Algorithmen bestimmen, welche Informationen relevant für uns sind. Sie gestalten die Anordnung der Informationen in unseren Timelines, Feeds oder Suchmaschinenergebnissen. Spinnt man den Gedanken weiter, stellen sich mir die Fragen: Auf welcher Informationsgrundlage sollen wir uns denn dann austauschen? Wie sollen Diskurse – ohne die Demokratie nicht möglich ist, – geführt werden, wenn sich jeder auf Informationen bezieht, die auf ihn oder sie zugeschnitten wurden?
Woher haben Suchmaschinen ihre Antworten?
Nachdem mir all diese Gedanken durch den Kopf gegangen sind, habe ich angefangen, mein Verhalten im Netz zu überdenken. Schließlich bieten sich uns schon viele Möglichkeiten, ein Stück Autonomie im Internet zurückzugewinnen, – doch es sind noch nicht genug. Nachdem ich meinen Messenger gewechselt habe und wo immer es aktuell möglich ist, auf offene anstelle von proprietärer Software setze, sollte es der monopolartigen Suchmaschine – Sie wissen, welche ich meine – an den Kragen gehen. Leider ist das gar nicht so einfach, wie ich es mir erhofft habe, denn es gibt eigentlich keine Alternativen, – viele denken jetzt bestimmt „Klar gibt es Alternativen, zum Beispiel Startpage oder Duckduckgo“. Ich kann leider nur ernüchternd feststellen, dass das gar keine „echten“ Alternativen sind. Wieso das so ist, erkläre ich im Folgenden. Bis jetzt habe ich nicht großartig darüber nachgedacht, woher Suchmaschinen ihre Informationen beziehen, doch genau hier liegt das Problem.
Ich habe mich auf die Suche nach einer Alternative zu Google begeben und bin auf einen wirksamen Weg gestoßen, der den Wettbewerb auf dem Suchmaschinenmarkt wieder beleben kann, sodass Nutzer.innen die Wahl haben, welche Suchmaschine sie nutzen möchten.
Ein wertvoller Datenschatz
Früher waren Bibliotheken wie die in Alexandria der Wissensspeicher, auf den einige wenige Menschen zugriffen. Heutzutage schöpfen die meisten Menschen ihr Wissen aus der Suchmaschine von Google, die auf dem europäischen Suchmaschinenmarkt einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent hält. Doch woher holt Googles Suchmaschine überhaupt ihr Wissen? Suchmaschinen greifen in der Regel auf mindestens einen der vier großen weltweiten Suchindizes zu. Ein Suchindex bezeichnet den „Datenschatz“, also den Datenbestand, ohne den eine Suchmaschine wertlos wäre. Er kann als Abbild des Webs verstanden werden, denn er beinhaltet alle findbaren Webseiten. Neben Google (USA) und Bing (USA) zählen Yandex (Russland) und Baidu (China) zu den großen „Schatzmeistern“, die über einen eigenen Suchindex verfügen.
Web-Crawler indexieren das Web
Um ihre Datensammlung ständig zu erweitern, nutzen Suchindizes sogenannte Web-Crawler. Das ist Software, mit der Webseiten katalogisiert werden, indem sich die Crawler durch Webseiten „wühlen“, den darin enthaltenen Links folgen und die gefundenen Inhalte indexieren. Ein Suchindex ist also sehr wertvoll. Ohne ihn ist es nicht möglich, eine Suchmaschine aufzubauen.
„World-Crawler“ indexieren die reale Welt
Längst werden Daten für den Index von Suchmaschinen nicht nur durch das Durchpflügen des Internets geschürft: Suchindizes kaufen Daten ein, z.B. Bewegungsdaten von Mobiltelefonen, Gesundheitsdaten, Flugdaten, Reisefahrpläne, Inhalte von Medienangeboten, die hinter Paywalls stecken, aktuelles Kartenmaterial und so weiter. Auch diese Daten müssen urbar gemacht werden, damit eine Suchmaschine mit dem gewohntem Komfort funktionieren kann.
Suchmaschinen benötigen Suchindizes
Man sollte meinen, dass wir uns frei aussuchen können, von welcher Suchmaschine wir unsere Informationen beziehen. Tatsächlich gibt es neben Google noch alternative Suchmaschinen wie Startpage, MetaGer, YaCi, Ecosia oder DuckDuckGo. Doch selbst wenn wir auf eine der vermeintlichen Alternativen zugreifen, führt meist kein Weg an den großen Suchindizes von Google, Bing, Yandex oder Baidu vorbei. Die Suchmaschinen bauen nämlich in der Regel auf mindestens einem der zuvorgenannten vier großen Suchindizes auf. Startpage zum Beispiel darf den Index von Google mitbenutzen, Ecosia basiert auf dem Index von Bing, und auch DuckDuckGo greift unter anderem auf Yandex und Bing zu. Grund dafür ist, dass es für ein kleines Unternehmen beinahe unmöglich ist, einen eigenen Index aufzubauen, denn der Aufbau ist extrem kostspielig und erfordert ein hohes Maß an technischem Know-how. Die bestehenden Suchindizes haben also einen Vorsprung, der für einzelne kleine Start-ups nicht einzuholen ist. Das ist nicht fair und hemmt Innovation und Vielfalt in der „Suchmaschinenwelt“.
Suchmaschinen sind Machtinstrumente
Google beherrscht den Suchmaschinenmarkt in Europa und verursacht Abhängigkeiten sowie wirtschaftliche Schäden. Das Unternehmen hat unter anderem seine marktbeherrschende Stellung missbraucht, indem es für Websites Dritter wettbewerbswidrige vertragliche Beschränkungen einführte. Die Europäische Kommission hat daraufhin im März 2019 die dritte Milliardenstrafe gegen Google verhängt.
Alle wollen oben sein
Google versucht anhand der Daten, die es über uns gesammelt hat, eine unentbehrliche Position in unserem Leben einzunehmen. Die meisten Menschen schauen sich nur die erste Seite der Suchergebnisse an. Dementsprechend sind die Platzierungen auf der ersten Seite der Suchmaschine heiß begehrt. Google hat eine Geldmaschine erschaffen, bei der hauptsächlich Werbetreibende um die Erstplatzierungen in der Suchmaschine konkurrieren. Außerdem haben Politiker.innen, Unternehmer.innen und andere Personen des öffentlichen Lebens Angst, dass ihre weiße Weste durch Negativschlagzeilen auf den ersten Suchergebnisplätzen befleckt wird. Das verdeutlicht, dass allein die Art und Weise, wie Google Suchergebnisse anordnet, ein Machtinstrument von immensem Wert darstellt.
Der Suchschlitz beobachtet uns
Auf der anderen Seite stehen die Nutzer.innen. Google hat es sich zum Ziel gemacht, die Anzeige der Suchergebnisse zu individualisieren und zu perfektionieren. Das „Perfektionieren“ spielt sich jedoch hinter unseren Rücken ab. Am liebsten würde Google uns an erster Stelle die Antwort präsentieren, die für uns persönlich perfekt erscheint. Das gelingt dem Unternehmen mittlerweile schon recht gut, da es alle Daten, die es sammelt, zusammenführt und Profile über uns erstellt. Das ist eine große Gefahr, denn Suchmaschinen sind ein Teil der digitalen Infrastruktur. Google hält eine Monopolstellung und versucht diese durch die ständige Erweiterung seiner Datensammlung zu zementieren. Es wirbt sogar damit, „die Informationen der Welt zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen.“ Das ist ein bedenklicher Machtanspruch, denn um alle Informationen der Welt nutzbar zu machen, muss sich das Unternehmen erst mal alle Informationen der Welt aneignen. Aus gutem Grund wurde Google 2013 (Update: und 2021) mit dem BigBrotherAward ausgezeichnet. So glaubt zum Beispiel Eric Schmidt, der bis 2015 Executive Chairman bei Google war, „dass die meisten Menschen nicht wollen, dass Google ihre Fragen beantwortet. Sie wollen, dass Google ihnen sagt, was sie als nächstes tun sollen.“ Larry Page, der die Google-Suchmaschine mit Sergey Brin entwickelt hat, behauptet sogar: „Die Suche wird ins Gehirn integriert werden. Schließlich werden Sie ein Implantat haben und wenn Sie über etwas nachdenken, wird es ihnen die Antwort sagen.“ Das geht zu weit! Denn es geht nicht mehr um persönliche Spielräume, die verhandelbar sind. Es geht um unverhandelbare Grundrechte. Es geht um Gemeinwohl und Demokratie. Unsere digitale Infrastruktur sollte nicht von marktbeherrschenden Privatunternehmen (noch dazu welchen, außerhalb der EU) abhängig sein. Sie machen sich so unverzichtbar und können über unsere Köpfe hinweg bestimmen, wie mit Informationen umgegangen werden soll. In gewisser Weise sind wir im Geschäftsmodell von Google der „Goldesel“ und unsere Daten sind das Gold. Die Studie „Durchleuchtet, analysiert und einsortiert“ von Sarah Spiekermann und Wolfie Christl verdeutlicht dies sehr eindringlich.
Filter und Zensur
Während die Gefahr bei Google und Bing etwas subtiler erscheinen mag, machen Yandex in Russland und Baidu in China deutlich, was für unheimliche Gefahren noch von Suchmaschinen ausgehen. Entsprechend politischer Vorstellungen und Wünsche können Inhalte gefiltert, zensiert und somit unzugänglich für die Bürger.innen gemacht werden. In China beispielsweise ist das Tianmen-Massaker, bei dem Studentenproteste gewaltsam niedergeschlagen wurden, nicht in der Suchmaschine Baidu aufzufinden. Aufgrund mangelnder Transparenz in Bezug auf ihre Algorithmen sind Suchmaschinen besonders anfällig für politische und wirtschaftliche Manipulation. Sie können als Instrument der „Meinungsmache“ missbraucht werden, das ist natürlich eine enorme Gefahr für Demokratie und Meinungsfreiheit.
Ranking-Algorithmen sind manipulierbar
Die Art und Weise, wie Ranking-Algorithmen funktionieren (wie sie die Anordnung der Suchergebnisse „bestimmen“), wird von den Suchmaschinenanbietern geheim gehalten. Zum einen ist das ein nachvollziehbarer Schritt, denn wenn die Algorithmen transparent und einfach zu verstehen wären, hätte quasi jeder die Möglichkeit, die Ergebnispräsentation von Suchmaschinen zu manipulieren. Andererseits ist es aufgrund der intransparenten Algorithmen schwer zu begreifen, ob Suchergebnisse frei von Manipulation sind. Das bedeutet im Prinzip, dass transparente Algorithmen Manipulation von „außerhalb“ erleichtern, während intransparente Algorithmen Manipulation von „innerhalb“, also zum Beispiel vom Suchmaschinenanbieter selbst, und von SEO-Spammern (Wikipedia) ermöglichen. Mit SEO-Spamming wird versucht, die Bewertungs-Algorithmen – über Einträge in eigenen oder fremden Webseiten – zu beeinflussen. Um Chancengleichheit bei der Ergebnispräsentation von Suchmaschinen zu gewährleisten und Manipulation zu vermeiden, könnte eine neutrale Institution – zum Beispiel eine europäische Stiftung – überprüfen, auf welche Art und Weise Ergebnisse angeordnet werden.
Abhängig von fremden Suchindizes
Wenn wir in Europa an Informationen gelangen wollen, sind wir weitestgehend abhängig von den bestehenden Suchmaschinen und damit auch von den Suchindizes aus den USA, Russland und China. Das ist ein Problem! In extremen Krisen- oder Konfliktfällen könnte es sogar so weit kommen, dass wir den Zugang zu den bestehenden Suchindizes – und damit zu wichtigen Informationen und Daten – verlieren. Denn aktuell werden die im Internet verfügbaren Informationen von den USA, Russland und China „verwaltet“, da sie über einen oder mehrere Suchindizes verfügen. Europa hingegen verfügt über keinen eigenen Suchindex.
Europäische Regeln respektieren
Für die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gilt das Marktortprinzip. Das bedeutet, dass sich alle Unternehmen, die sich an EU-Bürger.innen richten und in Europa Geschäfte machen wollen, an die DSGVO halten müssen. Viele ausländische Unternehmen unterliegen jedoch eigenen Gesetzen. Das stellt ein Problem dar, denn in den USA beispielsweise können Unternehmen auf Grundlage des Cloud Act (Wikipedia) und des FISA Act (Wikipedia) gezwungen werden, Daten an Geheimdienste herauszugeben. So können auch Daten europäischer Bürger.innen in die Hände ausländischer Geheimdienste fallen.
Starke Argumente für einen europäischen Suchindex
Ein europäischer Suchindex würde die Bedingungen für frei zugängliches Wissen schaffen, auf das Unternehmen und Privatleute gleichermaßen zugreifen dürfen. Frei zugängliches Wissen bildet die Basis für Wettbewerb und Innovation, aber auch für die individuelle Meinungsfreiheit. Die Vorteile eines Suchindex für Europa sind vielseitig. Zum Beispiel werden indirekt Investitionen für neue Produkte, die auf dem Index aufbauen, gefördert. Außerdem würde der Wettbewerb zwischen Suchmaschinenanbietern, die auf den Index zurückgreifen können, belebt werden.
Die Gründe für einen offenen europäischen Suchindex sind vielseitig:
Europa wäre nicht mehr darauf angewiesen, auf Indizes aus USA, Russland und China zuzugreifen – somit wird die Souveränität gestärkt.
Europäische Gesetze und Werte bilden den Rahmen für den Suchindex und somit auch für Suchmaschinen und andere Produkte, die auf ihm aufbauen. Eine Vielfalt an Suchmaschinen ist förderlich für die Demokratie weltweit.
Es gibt die Möglichkeit für neue Geschäftsmodelle von Suchmaschinen, die nicht „pseudo-gratis im Tausch gegen Nutzerdaten“ sind. Nutzer.innen könnten zum Beispiel Suchmaschinen ihrer Wahl – per Abo, als Genossenschaft oder durch Spenden – finanzieren.
Die EU kann sicherstellen, dass der Index zu fairen Konditionen nutzbar ist und dass ein gesunder Wettbewerb stattfindet.
Wir verlassen uns momentan auf einzelne Suchmaschinen, die uns keinen Einblick in den Aufbau ihrer Suchalgorithmen und Datensammlungen erlauben. Dadurch wird Manipulation und Missbrauch ermöglicht.
Der Zugang zu Daten, Informationen und Wissen kann momentan gemäß wirtschaftlichen oder politischen Interessen des jeweiligen Anbieters eingeschränkt werden.
Aufbau eines freien Suchindex beginnen
Die Idee eines europäischen Suchindex hat der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen in einem EU-Politikpapier (S. 19, S. 22, S. 35) und in einem Gutachten (S. 234), die sich an die Bundesregierung richten, erwähnt und für den Aufbau eines öffentlich-rechtlichen Suchindex plädiert. In das Papier und das Gutachten sind auch Anregungen und Hinweise von Digitalcourage eingeflossen, die sich schon länger mit einem europäischen Suchindex gegen Monopole befassen. Diese konkreten Forderungen sollten die Bundesregierung und die EU jetzt anpacken.
Technische Expertise und große finanzielle Investitionen stellen Prämissen für den Aufbau eines europäischen Suchindex dar. Der Index sollte möglichst alle Inhalte des Web umfassen und allen Zugriff ermöglichen. Des Weiteren sollte er am besten durch die EU finanziert, jedoch staatsfern und unabhängig organisiert werden, um einseitige politische Einflussnahme zu vermeiden. Dementsprechend sollten auch die AGB gestaltet werden. Der Aufbau eines offenen Suchindex stellt demnach eine Infrastrukturaufgabe dar, die für die Trennung von öffentlich finanzierter Infrastruktur und privatwirtschaftlich betriebenen Diensten sorgt. Diese Infrastruktur lässt sich vergleichen mit Stromnetzen oder Straßen, die grundsätzlich zu Privatzwecken, aber auch zu unternehmerischen Zwecken genutzt werden dürfen. Die Verantwortung, einen sicheren und fairen Zugang zu schaffen, bleibt jedoch Aufgabe des Staates beziehungsweise der europäischen Staaten.
Nicht aufgeben, bevor wir angefangen haben!
Auch wenn der Aufbau viel Rechenkapazität sowie hoher finanzieller und personeller Investitionen bedarf: Es lohnt sich! Wirtschaft und Wettbewerb, aber auch digitale Souveränität und Demokratie können durch einen europäischen Suchindex gestärkt werden. Außerdem hätten viele innovative Programmierer.innen und kreative Unternehmer.innen die Chance, eine Vielfalt neuer Produkte auf Basis eines europäischen Suchindex aufzubauen. Die auf Grundlage des Index erzielten Gewinne würden dann nicht mehr nur zu einem marktbeherrschenden Anbieter außerhalb der EU fließen, sondern sie könnten vielen kleineren Unternehmen in der Fläche zugutekommen.
Viele von Ihnen denken vielleicht: „Es ist doch eh zu spät, unsere Daten sind überall verteilt“ oder „Google ist bequem zu benutzen und wir kommen gegen so ein Riesenunternehmen nicht an“. Vielleicht haben Sie recht, vielleicht bin ich auch nur naiv oder idealistisch, doch selbst wenn dem so ist, sollten wir nicht tatenlos zusehen, wie uns stückchenweise unsere Autonomie genommen wird. Es ist nicht schön zu verlieren, noch schlimmer ist es jedoch, gar nicht erst anzutreten und die Niederlage von vornherein zu akzeptieren. Außerdem ist es gar nicht so aussichtslos, wie es für viele scheinen mag. Die EU-Kommissarin für Wettbewerb hat auf der Technologie-Konferenz SXSW in Austin viel Zuspruch erhalten, als es darum ging, wie Big Tech Unternehmen – durch Behörden – zugunsten von Demokratie, Freiheit und Autonomie gebändigt werden können. Das Thema Datenschutz gewinnt also auch in den USA an Relevanz und es werden Maßnahmen zur Einhegung der Digitalkonzerne diskutiert. Die digitale Welt befindet sich in einem ständigen Wandel – und wir können ihn mitgestalten.
Darum bitte ich Sie:
Lassen Sie uns der Politik vermitteln, dass wir uns bei der Suche nach Wissen auf eine für alle zugängliche Infrastruktur verlassen möchten. Sie soll nicht von wenigen marktbeherrschenden Unternehmen verwaltet und zugunsten der Profitmaximierung und Machtausübung einiger weniger gestaltet werden. Wir benötigen eine Infrastruktur, die es einer Vielzahl an Produkten, unter anderem (Spezial-)Suchmaschinen, aber auch wissenschaftlichen Tools ermöglicht, auf ihr aufzubauen. Die darauf aufbauenden Suchmaschinen sollen den Schutz unserer Daten gewährleisten und uns nicht nur auf eine Konsumentenrolle reduzieren, um profitable Modelle über unser Kaufverhalten zu entwickeln. Firmen aus Europa, die sich unseren Werten verbunden fühlen, sich an die in Europa geltenden Regeln und Gesetze halten und denen Datenschutz ein Anliegen ist, sollen Geschäftsmodelle auf dem Index aufbauen und profitabel gestalten dürfen. Wir sollten jedenfalls nicht zulassen, dass das Wissen der Menschheit von einigen wenigen oligopolartigen Privatunternehmen verwaltet wird, die Innovation und Autonomie durch intransparente Machenschaften gefährden. Außerdem sollten wir unsere Fähigkeit, selbstständig zu denken, nicht von einem Unternehmen untergraben lassen, das für uns entscheiden will, welche Informationen für uns wichtig und welche unwichtig sind.
Für die Umsetzung des Suchindex braucht es den politischen Willen, Auftrag und die finanzielle Unterstützung der EU, denn das Projekt kann und darf nicht von einzelnen Unternehmen gestemmt werden. Der WBGU (Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) hat sich in seinem großen Gutachten zur Digitalisierung (S. 234) und in einem Politikpapier (S. 19, S. 22, S. 35), die sich an die Bundesregierung richten, für den Aufbau eines Europäischen Suchindex ausgesprochen. Der intellektuelle Grundstein ist also bereits gelegt. Erzählt Freunden, Familie und Bekannten von der Idee des europäischen Suchindex, damit das Thema an Aufmerksamkeit gewinnt und die Politik mit der Umsetzung beginnt. Europa muss ein unabhängiges digitales und freies Ökosystem entwickeln, das allen zugutekommt! Darauf muss ich setzen, denn alleine kann ich den Weg weg von der dominierenden Suchmaschine Google nicht gehen.
Weiterführende Links und Quellen
Big Brother Awards: Globales Datensammeln
Digitalcourage – es geht auch ohne Google
Digitalcourage – Suchindex gegen Monopole
Dirk Lewandowski: Perspektiven eines Open-Web-Index
Government needs to find big tech a new business model
Interview Dirk Lewandowski: Freier Web Index
Open Web-Index: Gegenmodell zu Google
Politik des Suchens: Profile über uns
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Bild: Fabian Kurz, CC-BY 4.0 (Hintergrund) | Digitalcourage, CC-BY 4.0 (Montage)
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